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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Einflussfaktoren auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität 6 und 12 Monate nach proximaler Femurfraktur

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Juliana Hack - Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg, Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Marburg, Germany
  • Rene Aigner - Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg, Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Marburg, Germany
  • Steffen Ruchholtz - Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg, Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Marburg, Germany
  • Benjamin Bücking - Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg, Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Marburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocWI52-1475

doi: 10.3205/16dkou374, urn:nbn:de:0183-16dkou3741

Veröffentlicht: 10. Oktober 2016

© 2016 Hack et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Wichtiges Ziel nach proximaler Femurfraktur ist die Wiederherstellung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (Health related Quality of Life (HrQoL)).

Ziel dieser Studie war es, herauszufinden, welche Faktoren die HrQoL im längerfristigen Verlauf beeinflussen.

Methodik: In einer prospektiven Beobachtungsstudie wurden 402 Patienten (w=293, m=109, Alter 81 J) mit proximaler Femurfraktur während des stationären Aufenthalts sowie 6 und 12 Monaten postoperativ untersucht. Die HrQoL wurden zu den verschiedenen Nachuntersuchungszeitpunkten sowie retrospektiv für die Zeit vor dem Unfall mittels EQ-5D erhoben und der EQ-5D-Index (0= schlechte, 1= gute HrQoL) berechnet.

Anschließend wurde mittels bivariater Analyse der Einfluss verschiedener Faktoren auf den EQ-5D-Index 6 Monate und 12 Monate postoperativ sowie auf die Differenz des EQ-5D-Index zum Wert vor dem Unfall ermittelt. Untersuchte Faktoren waren Alter, Geschlecht, Komorbiditäten, Wohnsituation und Pflegebedürftigkeit vor dem Unfall, Barthel-Index, Depression, Mini Mental Status Test (MMSE), Intervall zwischen Aufnahme und OP, Versorgungsart, mögliche Komplikationen, postoperatives Delir, Länge des Krankenhausaufenthalts, Durchführbarkeit des Timed Up and Go Tests (TUG) und der Tinetti-Test bei Entlassung.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Der durchschnittliche EQ-5D-Index betrug vor dem Unfall 0,71 (95% KI 0,67-0,74), nach 6 Monaten 0,60 (95% KI 0,56-0,65) und nach 12 Monaten 0,63 (95% KI 0,58-0,67). Die durchschnittliche Differenz des EQ-5D zum Wert vor dem Unfall betrug nach 6 Monaten 0,14 (95% KI 0,09-0,18) und sank nach 12 Monaten auf 0,11 (95% KI 0,06-0,16).

Positiven Einfluss auf die HrQoL 6 und 12 Monate postoperativ hatten hohe Punktwerte in Barthel-Index und MMSE bei Aufnahme sowie ein hoher Punktwert im Tinetti-Gesamtscore und Durchführbarkeit des TUG bei Entlassung. Dieselben Faktoren waren mit einer geringeren Differenz der HrQoL zu beiden Nachuntersuchungszeitpunkten im Vergleich zum Wert vor dem Unfall assoziiert.

Ein postoperativ aufgetretenes Delir und Pflegebedürftigkeit vor dem Unfall korrelierten mit einer niedrigeren HrQoL zu beiden Nachuntersuchungszeitpunkten sowie mit einer größeren Differenz zur HrQoL vor dem Unfall. Eine vorbestehende Depression sowie Komorbiditäten korrelierten mit einer schlechteren HrQoL zu beiden Nachuntersuchungszeitpunkten, nicht jedoch mit einer größeren Differenz zum Wert vor dem Unfall.

Die langfristige positive Korrelation zwischen HrQoL und hohem Tinetti-Score sowie TUG bei Entlassung betonen den Stellenwert intensiver Physiotherapie; die langfristige negative Beeinflussung durch ein Delir verdeutlicht die Wichtigkeit von Delirprophylaxe und -therapie.

Die anderen, nichtbeeinflussbaren Faktoren können hilfreich sein bei der Einschätzung der Prognose bezüglich der längerfristigen HrQoL und bei der Entscheidung zur Einleitung von Rehamaßnahmen.