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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Osseointegrierte, percutan ausgeleitete Implantate zur Rehabilitation nach Oberschenkelamputation

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Dora-Lisa Juhnke - Klinik f. Allgemein-, Visceral- und Gefäßchirurgie, Berlin, Germany
  • Horst-Heinrich Aschoff - Klinik für Plastische,- Hand und, Rekonstruktive Chirurgie, Sana Kliniken Lübeck, Lübeck, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocWI50-521

doi: 10.3205/16dkou364, urn:nbn:de:0183-16dkou3643

Veröffentlicht: 10. Oktober 2016

© 2016 Juhnke et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Osseointegrierte, percutan ausgeleitete Implantate - die sog. Endo-Exo-Prothetik (EEP) - finden seit 1999 in begrenztem Umfang Anwendung zur Rehabilitation nach Ober- und Unterschenkelamputation. Mittlerweile sind Standzeiten von über 10 Jahren erreicht. Entgegen der herrschenden Lehrmeinung hat sich dabei herausgestellt, dass die obligate Keimbesiedlung der Hautdurchtrittstelle des Implantates nicht notwendigerweise zu einer intramedullären, periprothetsichen Infektion führt. Dieser Umstand lässt sich zurückführen auf das interkonnektive Einwachsen des Knochens in die dreidimensional strukturierte Implantatoberfläche mit konsekutiver Minimalbewegung zwischen Knochen und Metall. Hierdurch wird suffizient die Entstehung einer Infekt begünstigenden Bindegewebsschicht zwischen Knochen und Metall verhindert.

Methodik: In der Zeit von August 1999 - Dezember 2015 wurden bei 91 Patienten insgesamt 97 EE-Femurprothesen implantiert. Das Implantat wird im Gießverfahren aus einer CoCrMo-Lefierung gefertigt, welches Titannitrid beschichtet wird. Dabei erfolgte im ersten Schritt die Implantation des intramedullären Moduls mit anschließendem Wundverschluß. Nach sicherer Osseointegration des Endomoduls nach 6 Wochen wurde in einem 2. Operationsschritt der Hautdurchtritt mit Andocken der die Exoprothetik aufnehmenden Bauteile durchgeführt.

Ergebnisse: Die retrospektive Analyse zeigt, dass bei den 97durchgeführten Implantationen insgesamt 298 Operationen erforderlich waren. Davon entfallen 194 Eingriffe auf das zweizeitige Implantationsverfahren. Die verbleibenden 104 operativen Eingriffe waren Weichteilproblemen an der Hautdurchtrittstelle, 7 Frakturversorgungen, 5 Explantationen mit 2 Reimplantationen sowie kleineren Korrekturen an den Prothesenbauteilen und geschuldet. Der anfänglichen Infektionsproblematik mit erheblichen Weichteil-irritationen an der Hautdurchtrittsstelle konnte durch Designänderungen der Bauteile effektiv begegnet werden. Dabei korrelíert auch die Länge des Weichteilkanales gleichsinning mit dem Auftreten von Weichteil-irritationen bzw -infektionen. Es hat sich jedoch gezeigt, dass selbst langwierige Weichteilinfekte mit Einbeziehung des distalen Femurendes nicht zwingend zu einer aufsteigenden periprothetischen Infektion führen. Seit Einführung des jetzigen Implantatdesigns und Anpassung der chirurgischen Technik an die Erfordernisse der Weichteilformung wurden in der Zeit von Januar 2010 bis Dezember 2015 lediglich noch 9 solcher unerwünschten operativer Revisionen an der Hautdurchtrittsstelle erforderlich.

Schlussfolgerungen: Die knochengeführte, percutan ausgeleitete Prothtetik zur Rehabilitation nach Gliedmaßenamputation kann nach der vorliegenden Datenlage als ausreichend sicher angesehen werden.