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Lernkurvenanalyse der minimalinvasiven Chevron- und Akinosteotomie im Vergleich zur offenen Scarf- und Akinosteotomie
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Veröffentlicht: | 10. Oktober 2016 |
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Fragestellung: Minimalinvasive Operationstechniken finden in der Vorfußchirurgie zunehmenden Einzug. Diese versprechen neben den ästhetischen Gesichtspunkten weniger Komplikationen und postoperative Funktionseinschränkungen durch vermehrte Weichteilschonung. Ob die Erwartungen erfüllt werden können, muss in zukünftige Studien aber erst noch herausgearbeitet werden.
Kritisiert werden neben der unzureichenden Datenlage vor allem die hohe Strahlenbelastung als auch lange Lernkuve für den Operateur.
Methodik: In einem spezialisierten Zentrum für Fuß- und Sprunggelenkchirurgie mit etwa 5000 Eingriffen im Jahr wurden minimalinvasive Verfahren zur Hallux Valgus Korrektur ergänzend eingeführt. Nach Durchlaufen eines Ausbildungsprogramms wurden die neuen Techniken aufgenommen.
In der Analyse werden die ersten 50 Patienten eines Operateurs, welche mit einer minimalinvasiven Chevron- und Akinosteotomie operiert wurden, hinsichtlich Operationsdauer, Strahlenbelastung, Komplikationen und dem radiologischen Korrekturpotential untersucht. Die Daten wurden mit der sonst üblichen offenen Scarf- und Akinosteotomie verglichen.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: 50 Patienten wurden mittels minimalinvasiver Chevron- und Akinosteotomie zur Hallux valgus Korrektur behandelt.
Während die Operationsdauer bei den ersten 25 Patienten noch bei 53 (+/-27) min. lag, so kam es bei den zweiten 25 Patienten im Mittel auf 39 (+/- 10) min. (p=0,003), was etwa den Zeiten des offenen Vorgehens 41 (+/-11) min. entspricht.
Die Strahlendosis war von 28,9 (+/-21) auf 18,9 (+/-8) cGy*cm2 sign. (p=0,002) rückläufig. Dennoch lagen die Werte deutlich über dem offenen Vorgehen mit 3,1 (+/-2) cGy*cm2.
Radiologisch konnte in der 6 Wochenkontrolle unter belasteten Bedingungen eine sign. (p=0,00) Korrektur des Intermetatarsalwinkels von 15° (+/-3°) auf 4° (+/-4°), bzw. Hallux valgus Winkel von 35°(+/-8°) auf 12,3° (+/-8°) nachgewiesen werden.
Im Mittel wurde das Metatarsale 1 Köpfchen um 72 (+/-20)% verschoben, wodurch ein signifikant (p<0,005) höheres Korrekturpotential als bei der Scarfosteotomie mit 40 (+/-20) % bestand.
Ein oft beschriebener postoperativer Längenverlust des Metatarsale 1 liess sich nicht nachweisen.
Bei 6 Patienten kam es zu einer Komplikation. Bei 4 Patienten liess sich in der 6 Wochenkontrolle einer Lockerung der Osteosynthese mit Korrekturverlust nachgewiesen. In einem Fall kam es zu einer bisher irreversiblen Sensibilitätsstörung im Operationsareal, bei einem Weiteren kam es zu einer oberflächlichen Hautverbrennung durch die Fräse.
Die minimalinvasive Chevron- und Akinosteotomie stellt ein sicheres Verfahren zur Korrektur von Vorfußdeformitäten dar und ergänzt damit etablierte Verfahren. Die Strahlenexposition sinkt zwar in der Lernkurve deutlich, fällt aber dauerhaft höher als bei den konventionellen Verfahren aus. Eine Schulung des Operateurs sollte im Vorfeld unbedingt erfolgen. Trotzdem ist in der Übergangsphase mit einem erhöhten Komplikationsrisiko zu rechnen, die vor allem auf OP technische Fehler zurückzuführen sind.