gms | German Medical Science

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Zum aktuellen diagnostischen und therapeutischen Vorgehen bei infizierter Hüft-Totalendoprothese – eine Umfrage in 107 deutschen Krankenhäusern

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Elia Langenmair - Klinikum der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Freiburg, Germany
  • Lukas Konstantinidis - Klinikum der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Freiburg, Germany
  • Norbert P. Südkamp - Klinikum der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Freiburg, Germany
  • Peter Helwig - Klinikum der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Freiburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocWI41-681

doi: 10.3205/16dkou275, urn:nbn:de:0183-16dkou2751

Veröffentlicht: 10. Oktober 2016

© 2016 Langenmair et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Der Hüft-Protheseninfekt ist eine häufige und schwerwiegende Komplikation mit weitreichenden sozio-ökonomischen Konsequenzen. Die inkonsistente Datenlage sowie das Fehlen verbindlicher Leitlinien führt zu unterschiedlichen diagnostischen und therapeutischen Behandlungsstrategien.

Ziel der vorliegenden Arbeit ist es das aktuelle diagnostische und therapeutische Vorgehen bei vorliegendem Hüft-TEP-Infekt in deutschen Krankenhäusern darzustellen, dieses mit der aktuellen Studienlage zu verknüpfen und die Bereitschaft deutscher Kliniken zur Beteiligung an prospektiven multizentrischen Studien zu evaluieren.

Methodik: Ein für die vorliegende Studie entwickelter online-Fragebogen wurde zur digitalen Bearbeitung an Ärzte in leitenden Positionen endoprothetisch tätiger Kliniken (n=388) via e-mail versandt. Das Spektrum umfasste Kreiskrankenhäuser, Kliniken mit privaten Trägern, nicht universitäre Maximalversorger, berufsgenossenschaftliche Kliniken und Universitätskliniken.

Der Fragenkatalog umfasste 31 Fragen zur Struktur der teilnehmenden Kliniken, dem therapeutischen Vorgehen, der Nachuntersuchung und den Erfahrungen sowie der Bereitschaft zur Teilnahme an klinischen Studien.

Die Teilnehmer hatten unverbindlich die Möglichkeit die jeweils teilnehmende Klinik zu benennen, daher erfolgte die Auswertung der Umfrage teils anonym. Zur Beurteilung der Reliabilität der Daten wurde randomisiert in 20 Fällen die angegebenen geschätzten Fallzahlen mit den Angaben des zuletzt veröffentlichten gesetzlichen Qualitätsberichts der jeweiligen Klinik verglichen. Die Untersuchung statistisch signifikanter Unterschiede erfolgte mittels T-Test für unabhängige Stichproben (signifikant wenn p < 0.05).

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es beteiligten sich 107 Kliniken an der Umfrage, das entspricht einer Beteiligungsrate von 27.6 %. Diese Kliniken führen jährlich ca 3.000 septische Hüft-TEP-Wechsel durch. Der zweizeitige septische Hüft-TEP-Wechsel ist das bevorzugte Vorgehen der befragten Kliniken. Der Algorithmus nach Zimmerli und Kollegen findet weitläufig Anerkennung. Bezüglich zentraler Inhalte der septischen Revisionsendoprothetik - langes versus kurzes Intervall bei zweizeitigem Hüft-TEP-Wechsel, Dauer der intravenösen und oralen Antibiose, zementierte versus nicht zementierte Implantationsverfahren, Nachuntersuchungsintervalle - zeigt sich ein inhomogenes intra- und interklinisches Vorgehen. Es konnte eine hohe Bereitschaft zur Teilnahme an vollfinanzierten klinischen Studien festgestellt werden.

Das stark divergierende Vorgehen bei vorliegendem Hüft-TEP-Infekt spiegelt die inhomogene Studienlage und den Mangel an wissenschaftlicher Evidenz wider und steht in Widerspruch zur ökonomischen und sozialen Bedeutung des Themas. Prospektive und idealerweise randomisierte multizentrische Studien sind notwendig um diesen Mangel zu beheben.