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Der zementaugmentierte Transiliacale Fixateur interne (caTIFI) zur Osteosynthese osteoporotischer Beckenringfrakturen: Erste klinische Ergebnisse
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Veröffentlicht: | 10. Oktober 2016 |
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Fragestellung: Der demographische Wandel der letzten Dekaden mit einer zunehmend älter werdenden Bevölkerung, zeichnet sich auch in der Unfallchirurgie in einer Zunahme von Altersfrakturen ab. Eine Überproportionale Steigerung von osteoporotischen Frakturen findet sich auch am Beckenring. Verschiedene Techniken (Sakralstäbe, SI-Schrauben, TIFI, Iliolumbale Abstützung, Brückenplatten) stehen zur Osteosynthese instabiler dorsaler Beckenringfrakturen zu Verfügung. Innovative Implantate, die im osteoporotischen Knochen durch additive Zementaugmentation Stabilität erhalten, wurden entwickelt, müssen ihren Stellenwert jedoch erst klinisch beweisen.
Methodik: 27 Patienten, die im Zeitraum 2012 bis 2014 aufgrund einer Beckenringfraktur OTA 61 Type B/C operativ unter Anwendung eines internen, kanüliert-perforierten Schanz-Schrauben-Stab Systems therapiert (TIFI, Iliolumbale Abstützung) wurden, wurden retrospektiv auf folgende Parameter analysiert: Alter, Geschlecht, BMI, ASA, Traumamechanismus, allgemeine/operative Komplikationen, radiologische/klinische Ergebnisse bis 6 Monate postoperativ.
Ergebnisse: Das Durchschnittsalter des Patientenkollektivs betrug 66,3 ± 19,9 Jahre bei einem Geschlechterverhältnis von w:m = 21:6. Der BMI betrug 25 ± 4 kg/l[m]2. 10 Patienten erlitten ein Hochenergietrauma, 14 ein Niedrigenergietrauma (Sturz aus Standhöhe) und 3 Patienten eine Insuffizienzfraktur, wobei hiervon 2 Patienten ein malignes Grundleiden aufwiesen. 11 Patienten erhielten einen TIFI, 16 Patienten eine Iliolumbale Abstützung. Insgesamt wurden die Schanz-Schrauben in 16 Fällen zementaugmentiert.
An operationsassoziierten Komplikationen zeigten sich 2 oberflächliche Hämatome, sowie eine Wundheilungsstörung, die konservativ behandelt werden konnten. Eine tiefe Infektion bei Iliolumbaler Abstützung war revisionsbedürftig. Die postoperative radiologische Untersuchung zeigte eine korrekte Schanz-Schraubenlage in allen Fällen. Weder eine Perforation in ein Azetabulum noch in eine Fossa ishiadica bestand. Lediglich bei zwei Patienten wurde ein Zementaustritt in die Weichteile ohne klinische Relevanz diagnostiziert.
66,7% der Patienten konnten zum Untersuchungsabschluss klinisch-radiologisch analysiert werden. 88,9% erreichten eine uneingeschränkte Mobilität, 22,2% klagten über persistierende Schmerzen im Becken. 22,2% beklagten einen Druckschmerz unmittelbar über dem Implantat. Bei einem Patienten kam es zum nicht revisionsbedürftigen Bruch einer Schanz-Schraube. In allen Patienten konnte eine Konsolidierung der Fraktur diagnostiziert werden.
Schlussfolgerung: Der TIFI und die Iliolumbale Abstützung unter Nutzung eines zementaugmentierten Schanz-Schrauben-Stab Systems sind innovative operative Verfahren zur Osteosynthese instabiler dorsaler Beckenringfrakturen. Die Minimalinvasivität mit hieraus resultierender geringer Komorbidität und dennoch erreichter primärer Belastungsstabilität sind vielversprechend, insbesondere für die Therapie der steigenden Anzahl osteoporotischer Beckenringfrakturen.