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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Outcome nach operativer Versorgung von bilateralen Insuffizienzfrakturen des Os sacrum – bisegmentale transsakrale Verschraubung versus vertebropelvine Stabilisierung

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Friederike Klauke - BG Klinikum Bergmannstrost gGmbH, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Halle (Saale), Germany
  • Bernhard W. Ullrich - BG Klinikum Bergmannstrost gGmbH, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Halle (Saale), Germany
  • Philipp Schenk - BG Klinikum Bergmannstrost gGmbH, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Halle (Saale), Germany
  • Felix Göhre - BG Klinikum Bergmannstrost gGmbH, Klinik für Neurochirurgie, Halle (Saale), Germany
  • Gunther O. Hofmann - Friedrich-Schiller-Universität Jena, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Jena, Germany
  • Thomas Mendel - BG Klinikum Bergmannstrost gGmbH, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Halle (Saale), Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocWI39-912

doi: 10.3205/16dkou261, urn:nbn:de:0183-16dkou2612

Veröffentlicht: 10. Oktober 2016

© 2016 Klauke et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Bilaterale Sakruminsuffizienzfrakturen (BIF) stellen eine zunehmende Krankheitsentität geriatrischer Patienten dar, oft einhergehend mit schmerzbedingter Immobilität. Ziel der operativen Therapie ist die unmittelbare postoperative Vollbelastbarkeit. Bis dato existiert jedoch kein Konsens über ein adäquates Stabilisierungsverfahren. Die vertebropelvine Stabilisierung (VP) gilt als das Konstrukt mit höchster Primärstabilität, zwingt aber zur lumbosakralen Transfixation. Die bisegmentale transsakrale Verschraubung (BTS) mittels Gewindestäben stellt eine vielversprechende Alternative dar.

Methodik: In einer prospektiven Studie wurden bisher 43 Patienten mittels BTS (n=18) oder VP (n=25) operiert (79±10 a, m=4, w=39). Eingeschlossen wurden Patienten mit einer BIF mit Gehstrecke <30m. Im 6 d/6 M.-Followup wurden neben einer Befunderhebung, Rö- und CT-Bilder ausgewertet sowie der Oswestry Disability Index (ODI) erhoben, die OP-Dauer, BV-Zeiten und stationäre Aufenthaltsdauer erfasst. Als Maß der erlangten Mobilität wurde mittels 3D Beschleunigungsmesser (Fitbit®) die ∅ Schrittzahl/d erfasst. Die Stichprobenverteilung wurde mit KS-Test, systematische Gruppenunterschiede mit t-Test bzw. ANCOVA (p <0,05) geprüft.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bisher wurden 19 Patienten nachuntersucht (VP=9, BTS=10). Die OP Dauer (VP: ∅102±31 min, BTS: ∅78 ± 30 min; p=0,02) und der postop. stationäre Aufenthalt (VP=∅11±4, BTS=∅8±3 d; p=0,028) unterschieden sich signifikant, jedoch nicht die BV-Zeiten (VP =∅129±38 s, BTS ∅147±59 s; p=0,28). Die ANCOVA mit Messwiederholung (Kovariate: ODI-Score praeop.; Messwiederholung: ODI-Score 6d/ 6M. postop.; Zwischensubjektfaktoren: VP und BTS) ergab, dass die Osteosynthese einen signifikanten Einfluss auf das postop. Ergebnis im ODI hat (p=0,04). Patienten nach VP hatten eine stärkere schmerzbedingte Einschränkung (6d: ∅60±17, 6M.: ∅37±21) als nach BTS (6d: ∅37±21, 6M.: ∅24±18). Die Schrittzahl pro Tag betrug 6 d postop. bei VP ∅478 und bei BTS ∅656. Nach 6 M. zeigen beide Patientengruppen ähnliche Schrittzahlen (VP ∅3179/d, BTS ∅3312/d). Nur 3 Patienten mit VP (33,3 %) und 1 Patient mit BTS (10 %) waren nach 6 M. auf Gehstützen angewiesen, die übrigen waren ohne Hilfsmittel mobil. Auffällig waren 2 (22%) lumbale Anschlussfrakturen nach VP gegenüber 1 (10%) nach BTS. Im CT zeigten alle Patienten eine konsolidierte Fraktur und kein Materialversagen nach 6 M.

Unsere Ergebnisse zeigen, dass beide Verfahren gleichwertig als unmittelbar vollbelastbare Methoden gelten können. Beide führen zu einer suffizienten und zeitgerechten Frakturkonsolidierung. Tendenziell sind die mit BTS versorgten Patienten durch eine signifikant kürzere OP und stationären Aufenthalt gegenüber VP früher mobil. Dieser Trend setzt sich, signifikant, im funktionellen Outcome nach ½ Jahr fort. Beide Verfahren stellen sich als adäquat und sicher dar. Durch den Verzicht auf die rigide lumbosakrale Fixation scheint das Risiko für Anschlussfrakturen bei BTS geringer zu sein.