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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Bietet die Zementaugmentierung von Ilio-Sakral-Schrauben einen biomechanischen Vorteil bei der Fixation osteoporotischer Beckenfrakturen?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Georg Osterhoff - Klinik für Unfallchirurgie, UniversitätsSpital Zürich, Zürich, Switzerland
  • Andrew E. Dodd - Department of Orthopaedics, Division of Orthopaedic Trauma, University of British Columbia, Vancouver, Canada
  • Florence Unno - Department of Orthopaedics, Division of Orthopaedic Trauma, University of British Columbia, Vancouver, Canada
  • Angus Wong - Department of Orthopaedics, Division of Orthopaedic Trauma, University of British Columbia, Vancouver, Canada
  • Kelly A. Lefaivre - Department of Orthopaedics, Division of Orthopaedic Trauma, University of British Columbia, Vancouver, Canada
  • Pierre Guy - Department of Orthopaedics, Division of Orthopaedic Trauma, University of British Columbia, Vancouver, Canada

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocWI39-414

doi: 10.3205/16dkou259, urn:nbn:de:0183-16dkou2599

Veröffentlicht: 10. Oktober 2016

© 2016 Osterhoff et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die ilio-sakrale Schrauben-Fixation von Beckenfrakturen unterliegt bei älteren Patienten aufgrund der osteoporotischen Knochenqualität einem hohen Versagensrisiko.

Ziel dieser Studie war es, den möglichen biomechanischen Effekt einer Zementaugmentierung im Vergleich mit zwei etablierten Techniken der Schraubenosteosynthese osteoporotischer Sacrumfrakturen zu untersuchen.

Methodik: Bei insgesamt 15 Kadaver-Becken mit osteoporotischer Knochenqualität wurden standardisierte laterale Becken-Kompressionsfrakturen (Rommens/Hofmann FFP IIc) kreiert und mittels dreier Techniken stabilisiert: SACROILIAC (n=5) mit je einer unilateralen Ilio-Sakral-Schraube (7.3 mm, kanüliert) in S1 und in S2, CEMENTED (n=5) mit zusätzlicher Zementaugmentation und TRANSSACRAL (n=5) mit einer einzelnen Schraube (7.3 mm, kanüliert) durch den gesamten transsakralen Korridor von S1 bis zum contralateralen Ilium.

Die fixierten Becken wurden dann einer zyklischen Testung mit rotatorischer (1.5 Nm) und progressiver axialer (250N bis 750N) Belastung unterzogen. Schraubenlockerung, Konstrukt-Überleben und Fragment-Motilität wurden unter Verwendung deskriptiver und opto-elektronischer Verfahren dokumentiert.

Ergebnisse: Zwar erreichten die Unterschiede zwischen den Gruppen hinsichtlich Schrauben- und Fragment-Motilität in der opto-elektronischen Messung keine statistische Signifikanz. Die Quantifizierung der Schraubenlockerung anhand der Schraubenkanal-Durchmesser im Sakrum nach der Testung zeigte jedoch eine nur halb so ausgeprägte Lockerung in der Gruppe CEMENTED (3.0mm, 95% CI, 1.2 - 3.7) im Vergleich zu den Gruppen SACROILIAC (5.7mm, 95% CI, 4.7 - 10.4) oder TRANSSACRAL (5.6mm, 95% CI, 3.8 - 10.5).

Die Anzahl benötigter Zyklen bis zum Versagen des Konstrukts war entsprechend bei der Gruppe CEMENTED am höchsten (2921, 95% CI, 2801 - 3041), gefolgt von SACROILIAC (2570, 95% CI, 2546 - 2594) und TRANSSACRAL (2578, 95% CI, 2529 - 2643). Alle Becken in der Gruppe TRANSSACRAL versagten früh bei 500N axialer Last, während 1/5 der Becken der Gruppe SACROILIAC und 2/5 der Becken in CEMENTED alle 2500 Zyklen mit 500N überstanden.

Schlussfolgerung: Im Vergleich zur Standard-Sakrumverschraubung verändert die zusätzliche Zementaugmentierung der Schrauben das biomechnische Verhalten unter Belastung und die Dynamik des Versagens, was letztlich zu einem längeren Konstrukt-Überleben führt. Eine einzelne transsakrale Schraube gewährleistet trotz guter iliakaler Verankerung eine deutlich schlechtere Festigkeit und Dauerhaftigkeit der Fixation im Sakrum als die Technik mit zwei unilateralen zementierten Schrauben.