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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Die klinische Relevanz eines posttraumatischen Faktor XIII-Mangels beim Polytrauma

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Moritz T. Giesecke - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, AG Polytrauma, Berlin, Germany
  • Jens M. Reinhold - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, AG Polytrauma, Berlin, Germany
  • Tom Malysch - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, AG Polytrauma, Berlin, Germany
  • Klaus-Dieter Schaser - Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, UniversitätsCentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, AG Polytrauma, Dresden, Germany
  • Christian Kleber - Carl Gustav Carus Universitätsklinikum, Universitätszentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, AG Polytrauma, Dresden, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocWI38-1128

doi: 10.3205/16dkou251, urn:nbn:de:0183-16dkou2512

Veröffentlicht: 10. Oktober 2016

© 2016 Giesecke et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die traumatische Koagulopathie stellt einen prognoserelevanten Faktor im Rahmen des Polytraumas dar. Der Einfluss des Blutkoagel stabilisierenden Blutgerinnungsfaktors XIII (FaXIII) mit Quervernetzung von Fibrinmonomeren bezüglich der Inzidenz einer Koagulopathie, Organversagens, SIRS, Wundheilungsstörung oder des Transfusionsbedarfs ist bislang weitgehend unbekannt.

Methodik: In einer prospektiven klinischen Observationsstudie (Ethikvotum: EA2/51/11) wurde anhand 26 schwerverletzter Patienten mit seriellen Blutentnahmen (0/6/24/48/72h, 7.Tag) die FaXIII-Aktivität (norm. >60%) und EXTEM/FibTEM in der Thrombelastographie analysiert. Weiterhin wurde die Inzidenz einer begleitenden Koagulopathie (Quick<70%, Thrombozyten<100 000/µl), eines Organversagens (SOFA3), eines SIRS (ACCP/SCCM Konsensus-Konferenz) erfasst. Die Verletzungsschwere wurde mittels ISS (AIS Manual 2005, AAAM) und Hannoveraner Polytrauma Schlüssel (PTS) berechnet. Polytrauma wurde anhand ISS15/25 Punkte und Berlin-Definition klassifiziert. Die deskriptive statistische Auswertung erfolgte mittels PASW 23,0, der Gruppenvergleich stetiger Daten mittels Mann-Whitney-U-Test und nominaler Daten mittels Chi-Quadrat-Test (p < 0,05).

Ergebnisse und Schlussfolgerung: 77% der Patienten (n=20) waren männlich mit einem mittleren ISS von 30,413,9 und PTS von 39,918,2 Punkte. Die Letalität lag bei 11,5% (n=3). 30,8% (n=8) der Patienten entwickelten ein Organversagen, 15,4% eine Sepsis (n=4) und 31% (n=8) eine Wundheilungsstörung.

Im Beobachtungszeitraum lag bei 69% (n=18) der Patienten mindestens zu einem Beobachtungszeitpunkt ein FaXIII-Mangel vor. Die Inzidenz des FaXIII-Mangels stieg im Verlauf der klinischen Behandlung mit Maximum 72h nach Trauma an (0h 15%, 6h 12%, 24h 19%, 48h 27%, 72h 46%, 7.Tag 42%). Ein FaXIII-Mangel war mit einem ISS 25 Punkte (p 0,03), der Präsenz eines SIRS (p 0,04), Organversagen nach 72h (p 0,01) und 7. Tag nach Trauma (p 0,02) anhand des SOFA-Score, einem erhöhtem SAPSII-Score nach 72h (p 0,08) und 7. Tag (p 0,08) und erhöhtem APACHE-Score nach 48/72h (p 0,05/0,03) assoziiert.

Die maximale Gerinnselfestigkeit (MCF in mm) zeigte bei gleichzeitigen FaXIII-Mangel niedrigere Werte (0h: 4411/5910; 6h: 447/5611; 24h: 549/5811; 48h: 588/638; 72h: 616/6811; 7.Tag: 697/7310) im Vergleich zu normalen FaXIII-Aktivitäten. Reziprok verhielt sich der Maximale Lyse Index (ML in %) (0h: 3444/94; 6h: 126/74; 24h: 134/95; 48h: 144/1314; 72h: 105/1318; 7.Tag: 116/85).

Bei 2/3 der schwerverletzten Patienten lag ein FaXIII-Mangel vor. Faktoren wie die Verletzungsschwere, proinflammatorische Immunantwort, Erkrankungsschwere und Organversagen sind mit einem FaXIII-Mangel 72h und 7 Tage nach Trauma assoziiert. Somit können v.a. rekonstruktive Eingriffe ab dem 3. Tag nach Trauma durch einen FaXIII-Mangel kompliziert werden.