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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Volumenmanagement beim Schwerverletzten: Deskriptive Ergebnisse einer retrospektiven, monozentrischen Kohortenstudie in Hinblick auf frühes Überleben und Inflammation

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Kai Sprengel - UniversitätsSpital Zürich, Klinik für Unfallchirurgie, Zürich, Switzerland
  • Hans-Peter Simmen - UniversitätsSpital Zürich, Klinik für Unfallchirurgie, Zürich, Switzerland
  • Clément M. L. Werner - UniversitätsSpital Zürich, Klinik für Unfallchirurgie, Zürich, Switzerland
  • Kai Oliver Jensen - UniversitätsSpital Zürich, Klinik für Unfallchirurgie, Zürich, Switzerland
  • Catharina Keller - LVR-Klinik Köln, Köln, Germany
  • Stephan Wirth - Orthopädische Universitätsklinik Balgrist, Zürich, Switzerland
  • Ladislav Mica - UniversitätsSpital Zürich, Klinik für Unfallchirurgie, Zürich, Switzerland

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocWI37-1189

doi: 10.3205/16dkou244, urn:nbn:de:0183-16dkou2449

Veröffentlicht: 10. Oktober 2016

© 2016 Sprengel et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Das Volumenmangagement beim Schwerverletzten hat sich in den letzten Jahren verändert, wobei verschiedene Transfusionsprotokolle zu finden sind. Insbesondere die Anwendung kristalloider und kolloidaler Infusionslösungen als auch die Transfusion von Erythrozytenkonzentraten, FFP und Thromboytenkonzentraten spielt eine entscheidende Rolle bei der Stabilisierung des blutenden Polytraumas. Wir wollten den Einfluss dieser Produkte auf das Outcome in Hinblick auf frühes Überleben und Immunreaktion des Schwerverletzten näher beleuchten.

Methodik: Im Zeitraum 1996 - 2012 konnten 2906 Patienten mit einem ISS von >16 und einem Mindestalter von 16 Jahren sowie Angaben über die Gabe von Infusionen und Transfusionen identifiziert werden. Diese wurden in zwei Gruppen eingeteilt: Tod innerhalb von 72 Stunden und Überleben länger als 72 Stunden. Stetige Variablen wurden mittels ANOVA und kategorielle Variablen mittels Kruskal-Wallis Test auf signifikante Unterschiede untersucht. Des Weiteren wurde eine binäre logistische Regression inkl. ROC-Kurven eingesetzt. Die Volumina wurden für jeden Patienten entsprechend dem TRISS normiert. Das Signifikanzniveau wurde bei p<0.05 angesetzt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Gruppe mit Tod innerhalb von 72 Stunden war kleiner (615 vs. 2341, p<0.001), älter (51.2+-22.1 Jahre vs. 42.8+-18.4 Jahre, p<0.001) und schwerer verletzt (ISS 36.9+-17.0 vs. 26.4+-12.5, p<0.001) bei gleicher Verteilung über die AIS Regionen als die Gruppe, welche 72 Stunden überlebte. Nur die TRISS normalisierten Transfusionen zeigten signifikante Unterschiede, während bei den Inusionen diese normiert und nicht normiert unterschiedlich waren. Die vermehrte Gabe an kristalloiden und kolloidalen Infusionenslösungen innerhalb der ersten 48 Stunden war hierbei ein unabhängiger Prädiktor für Tod innerhalb von 72 Stunden und Entwicklung eines SIRS im Verlauf (p<0.001, p=0.003; p=0.01, p<0.001; ROC (AUC) Überleben 0.825 für Kristalloide und 0.702 für Kolloide; ROC (AUC) SIRS 0.680 für Kristalloide und 0.769 für Kolloide).

Das Konzept der balanzierten Flüssigkeitssubstitution beim Schwerverletzen scheint somit in unserem Kollektiv in Hinblick auf frühes Versterben und SIRS von Vorteil zu sein.