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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Das Ganzkörper-CT beim polytraumatisierten Kind – eine differenzierte Analyse!

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Carolin Kormann - Klinik für Ortho, Unfallch und PCh, Leipzig, Germany
  • Tonja Weber - Uniklinikum Leipzig AÖR, Chirurgie 1, Unfallchirurgie, Leipzig, Germany
  • Bernd Donaubauer - Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie u Intensivtherapie, Leipzig, Germany
  • Franz Wolfgang Hirsch - Abteilung für Kinderradiologie, Leipzig, Germany
  • Sven Bercker - Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie u Intensivtherapie, Leipzig, Germany
  • Johannes Fakler - Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Unfall- und Plast. Chirurgie, Leipzig, Germany
  • Christoph Josten - Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Ch., Leipzig, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocWI37-1355

doi: 10.3205/16dkou242, urn:nbn:de:0183-16dkou2422

Veröffentlicht: 10. Oktober 2016

© 2016 Kormann et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: 5% aller Schwerverletzten sind Kinder. Zeigen sich doch ähnliche Unfallmechanismen wie bei Erwachsenen und einem sich nicht wesentlich unterscheidenden Algorithmus im Schockraum, so hat sich das Ganzkörper- CT bei Erwachsenen im Gegensatz zu den Kindern in der Diagnostik etabliert. Als Ursache hierfür ist die Strahlenexposition anzuführen, die bei Kindern besonders berücksichtigt werden muss. Ziel dieser Untersuchung war es, die gestellten Indikationen für ein Ganzkörper- CT bei Kindern zu analysieren.

Methodik: In einem Zeitraum von 2011 bis 2015 wurden 40 Kinder </= 16 Jahre mit einem Injury Severity Score (ISS) > 9 über unseren Schockraum primär vorgestellt und retrospektiv ausgewertet (ISS>/=16, N=27). Hauptursächlich zeigten sich Stürze > 3m (N=11), gefolgt von Verkehrsunfällen als Fußgänger (N=10). Die Diagnostik erfolgte routinemäßig mittels einer Sonographie des Abdomens/ Thorax und wurde ergänzt durch radiologische Bildgebung, abhängig von der Anamnese, Verletzungsmuster und interdisziplinärer Absprache in Form eines fokussierten oder Ganzkörper-CTs.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Patienten, die bei Aufnahme alle kreislaufstabil waren, wiesen im Mittel einen ISS von 26±18,8 auf, der GCS am Unfallort lag bei 11,85±4,5.

29/ 40 Kindern erhielten eine CT- Diagnostik:

CCT: N= 17 (42,5%), CT- Thx: N= 2 (5%), Ganzkörper- CT: N= 10 (25%). Die Gruppe der Patienten mit Ganzkörper- CT (N=10) waren im Vergleich zu jenen ohne Polytraumaspirale (N=30) häufiger intubiert (50% vs. 12,5%, p=0.085) und wiesen einen deutlich höheren AIS auf. Kein Unterschied zeigte sich hinsichtlich initialem ISS, GCS, Hämoglobin-Wert, Laktat und Base-Excess (p= 0,166, p= 0,414, p= 0,963, p= 0,45, p= 0,59). Ebenso ergab sich kein Unterschied bei der Mortalität (p= 0,729) sowie beim Verletzungsmuster.

Retrospektiv führte der vermeintlich höhere Verletzungsgrad bedingt durch eine Intubation zu einer großzügigeren Indikationsstellung für eine Polytraumaspirale. Die Analyse unserer Daten belegt jedoch, dass eine gezielte klinische Untersuchung mit FAST- Sonographie sowie CT- Schädel/ HWS eine qualitativ gleichwertiger Untersuchungsalgorithmus ist und eine komplette Polytraumaspirale nur in Ausnahmefällen angebracht ist (Kreislaufinstabilität).

An klinischen Parametern, die die Entscheidung beeinflussen können, zeigt lediglich die Intubation am Unfallort eine tendenzielle Assoziation mit dem Ganzköper-CT. Basierend auf diesen Daten wurde ein Kinderpolytrauma- Protokoll etabliert, basierend auf Vigilanz/ Atem- und Kreislauffunktion.