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Stellenwert der Ganzkörper-Computertomographie (WBCT) bei polytraumatisierten Patienten für Diagnostik und das Outcome von Thoraxverletzungen – Eine multizentrische, retrospektive Auswertung aus dem TraumaRegister DGU®
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Veröffentlicht: | 10. Oktober 2016 |
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Fragestellung: Thoraxverletzungen sind eine Haupttodesursache bei Polytraumatisierten. Wesentlich ist hierbei eine rasche Diagnose und Therapie der Patienten. Bezüglich der Diagnosestellung hat die Ganzkörper-Computertomographie (Whole-Body-CT=WBCT, Traumaspirale) die traditionelle Bildgebung bestehend aus Röntgen (Thorax, Becken, seitliche Aufnahme zervikale Wirbelsäule) und organfokussierter Computertomographie weitgehend abgelöst. Unklar ist, ob die Einführung der WBCT-Diagnostik zu einer höheren Diagnoserate von Thoraxverletzungen und damit verbunden zu einer Veränderung des Outcomes für die Patienten geführt hat.
Methodik: Im Rahmen einer retrospektiven Analyse des TraumaRegister DGU® der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie wurden 16.545 Patienten aus 59 Kliniken der letzten 10 Jahren analysiert. Bei jeder Klinik wurde eine Phase von bis zu 3 Jahren vor (prä=traditionelle Bildgebung) und nach (post=WBCT) Einführung der Traumaspirale als Standardverfahren der Bildgebung bei Schwerstverletzten betrachtet. Die Häufigkeit von Thoraxverletzungen und das Outcome der Patienten vor bzw. nach Einführung der Traumaspirale wurden verglichen (TR-DGU Projekt ID 2013-053).
Ergebnisse und Schlussfolgerung: In die Auswertung eingeschlossen wurden die Ergebnisse von 13.564 Patienten (5005 aus der prä-Phase und 8559 aus der post-Phase). Insgesamt konnte eine relevante Thoraxverletzung bei 47,8% der Patienten gezeigt werden. Beide Patientengruppen wiesen hinsichtlich Verletzungsschwere/-muster und demographischer Daten keine relevanten Unterschiede auf. Die Einführung der Traumaspirale zeigte bei der Analyse der meisten Thoraxverletzungen geringe Veränderungen nur der Diagnoserate. Klinisch relevant waren: Lungenkontusionen (prä: 30,5%; post: 34,2%), Lungenparenchymverletzungen (prä: 12,6%; post: 5,9%), Rippenserienfrakturen (prä: 10,6%; post: 21,6%) und Pneumothorax (prä: 17,3%; post: 21,6%). Sowohl die Behandlungstage auf der Intensivstation (ICU) (prä: 10,8±13,0 Tage; post: 9,7±12,6 Tage) als auch die Liegedauer im Krankenhaus (prä: 26,2±26,3 Tage; post: 23,3±25,2 Tage;) konnten verringert werden. Hinsichtlich der Outcome-Parameter zeigte sich aber keine Änderung der Gesamtmortalität (prä: 15,5 %; post: 15,6%).
Durch die Änderung der Behandlungsabläufe mit Einführung der Traumaspirale im Schockraummanagement hat sich die Rate bezüglich diagnostizierter, schwerer und akut behandlungsbedürftiger Thoraxverletzungen (z. B. Spannungspneumothorax, Herzverletzungen, arterielle Gefäßverletzungen) nicht verändert. Dagegen hat sich die Diagnoserate leichter thorakaler Verletzungen (z. B. Lungenkontusion, Pneumothorax, Rippenserienfrakturen) relevant erhöht. Dieses schlägt sich allerdings nicht in einer Verbesserung der Prognose, bezogen auf das Überleben nieder.
TR-DGU-Projekt-ID: 2013-053
Die Bereitstellung der Daten erfolgte durch das TraumaRegister DGU®. Auswertung und Interpretation liegen in der Verantwortung des Autors und haben den abschließenden Reviewprozess des TraumaRegister DGU® noch nicht durchlaufen.