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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Stellenwert von konventionellen bildgebenden Verfahren in der Notfalldiagnostik im Schock-OP – ziehen wir aus dem Röntgen Thorax eine Konsequenz?

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Christopher Spering - Universitätsmedizin Göttingen, Unfallchirurgie, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Göttingen, Germany
  • Söhren Brauns - Universitätsmedizin Göttingen, Unfallchirurgie, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Göttingen, Germany
  • Stephan Sehmisch - Universitätsmedizin Göttingen, Unfallchirurgie, Plastische- und Wiederherstellungschirurgie, Göttingen, Germany
  • Klaus Dresing - Universitätsmedizin Göttingen, Unfallchirurgie, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Göttingen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocWI37-990

doi: 10.3205/16dkou240, urn:nbn:de:0183-16dkou2404

Veröffentlicht: 10. Oktober 2016

© 2016 Spering et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: In vielen Schock-OPs gehört das Röntgen Thorax (Rö Thx) zum diagnostischen Standard. Indikation für Rö Thx im Liegen ist der Ausschluss eines Pneumothorax (PT), Hämatothorax (HT) oder einer mediastinalen Verletzung (MV). In der vorliegenden Studie soll die Sicherheit des Rö Thx getestet werden, einen PT, HT oder eine MV zu detektieren und in den Vergleich mit dem eFAST (extended Foccused Assesement with Sonography for Trauma) gestellt werden. Weiterhin soll untersucht werden, ob aus dem Befund des Rö Thx eine Konsequenz gezogen wird.

Methodik: Prospektive Studie über 24 Monate an Pat. aus dem Schock-OP eines überregionalen Traumazentrums.

Einschlusskriterien: Aufnahme Schock-OP, Intensivstation oder im Schock-OP verstorben, Rö Thx + CT-Polytraumascan im Schock-OP.

Messung des Verhältnis Mediastinum/Thoraxweite (M/T) auf Höhe Aortenbogen (a) und Klappenebene (b). Definition: pathol. Verhältnis (=Mediastinalverbreiterung) >0,20.

Evaluation der Konsequenz aus Rö Thx bei PT u. HT: Anlage Thoraxdrainage zwischen Rö Thx und Polytraumscan.

Vergleich Befunde aus eFAST zu Rö Thx bei durchgeführtem eFAST + Rö Thx + CT-Thorax. Kontrolle der Befunde aus eFAST und Rö Thx im CT.

Statistische Auswertung erfolgte über univariate Analyse und die Signifikanztestung bei Subgruppenanalysen über t-test.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Den Einschlusskriterien entsprachen 267 Patienten, 65% der Pat. weisen eine thorakale Verletzung (VThx) AIS>2 auf. 240 Pat. zeigen keine mediastinale Verletzung (Kontrolle), 27 Pat. (GThx) weisen eine intrathorakale Gefäßverletzung, Herzbeuteltamponade oder Herzverletzung auf. Die Verletzungsschwere (ISS) der Kontrolle betrug im Mittel 23Pkt., die von GThx betrug im Mittel 46 Pkt. Letalität bei GThx 18,2%, bei K 8,4%.

Mittleres M/T-Verhältnis in der Kontrolle 0,28 (Subgruppe VThx: ebenfalls 0,28). M/T bei GThx 0,30 und bei GThx-verstorben 0,34. Damit weisen die Pat. mit mediastinaler Verletzung zwar ein leicht erweitertes Mediastinum auf, die Unterschiede sind aber nicht signifikant und zeigen in der Kontrollgruppe per Definition bereits bei 98% eine Mediastinalverbreiterung.

Bei 9,6% der Pat. wurde ein entlastungswürdiger PT diagnostiziert. In 8% der Fälle wurde dieser vor dem CT mittels Bülau-Drainage therapiert. Im Untersuchungszeitraum, in dem zusätzlich das eFAST durchgeführt wurde, wurde nur in 0,5% die Anlage der Thoraxdrainage aufgrund eines Befundes durch das Rö Thx, in 7,5% aufgrund des eFAST-Befundes durchgeführt. Die Sensitivität (88,7%) und Spezifität (99,4 %) des eFAST waren der Rö-Thx deutlich überlegen (Sensitivität: 34,3 %, Spezifität 69,4 %).

Das Rö Thx eignet sich im Schock-OP nicht, um eine mediastinale Verletzung zu detektieren. Weiterhin ist sie der eFAST-Untersuchung zum Ausschluss eines PT und eines HT deutlich unterlegen. Da aus der Rö Thx im Schock-OP nur in den seltensten Fällen eine Konsequenz gezogen wird, empfehlen die Autoren diese durch das eFAST zu ersetzen und sowohl die Zeit als auch die Strahlenexposition für den Pat. und das Team einzusparen.