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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Einfluss der Aortenruptur auf das Outcome beim Polytrauma

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Christian Macke - Med. Hochschule Hannover, Unfallchirurgie, Hannover, Germany
  • Alexander-Ibrahim Omar - Medizinische Hochschule Hannover (MHH), Unfallchirurgie, Hannover, Germany
  • Christian Schröter - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Hannover, Germany
  • Marcel Winkelmann - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Hannover, Germany
  • Christian Krettek - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover, Germany
  • Christian Zeckey - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocWI36-1226

doi: 10.3205/16dkou237, urn:nbn:de:0183-16dkou2373

Veröffentlicht: 10. Oktober 2016

© 2016 Macke et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Nach dem Schädel-Hirn-Trauma stellt die Aortenruptur die zweithäufigste Todesursache bei Verkehrsunfällen in Deutschland dar. Die meisten Patienten versterben direkt am Unfallort. Falls die initiale Verletzung überlebt und die Klinik erreicht wird, schließt sich nach zügiger Therapie aufgrund der Begleitverletzungen häufig eine längere intensivmedizinische Behandlung an. In diesem Zusammenhang ist nach wie vor jedoch unklar inwieweit die Aortenruptur selbst Einfluss auf diese Behandlung und die Prognose hat.

Methodik: In einer retrospektiven monozentrischen Analyse (2005-13) wurden alle Schwerverletzten (ISS>15) und Fälle von Aortenverletzungen erfasst. Ausgeschlossen wurden Patienten in einem Alter <15 Jahre sowie Sekundärverlegungen. Abhängig vom Vorliegen einer Aortenruptur wurden neben demographisch-klinischen Daten (Verletzungsschwere und -muster, Beatmungsdauer, Dauer der intensivmedizinischen Behandlung und des stationären Aufenthaltes) das Auftreten posttraumatischer Komplikationen und die Mortalität analysiert. Der statistische Vergleich der Subgruppen erfolgte mittels X2-Test, t-Test und logistischer Regressionsanalyse. Eine statistische Signifikanz wurde bei p<0,05 angenommen.

Ergebnisse: Insgesamt konnten 721 polytraumatisierte Patienten eingeschlossen werden. Es fanden sich 45 begleitende Aortenverletzung, davon 37 Rupturen.

Abhängig vom Vorliegen einer Aortenruptur zeigten sich keine signifikanten Unterschiede im Hinblick auf Alter, BMI, initialem GCS, GOS und der intensivmedizinischen Behandlungsdauer. In Bezug auf Verletzungsmuster und -schwere wiesen Patienten mit einer Aortenruptur signifikant höhere AIS_Thorax und AIS_Abdomenwerte auf, sowie eine insgesamt höhere Gesamtverletzungsschwere gemessen am ISS. Zusätzlich waren der APACHE II, die erwartete und tatsächliche Mortalität beim Vorliegen einer Aortenruptur, sowie der Transfusionsbedarf mit EKs, und FFPs signifikant erhöht.

In einem zweiten Schritt wurde bei der Bestimmung des ISS und AIS Thorax die Aortenruptur herausgenommen und die Werte in identischer Weise verglichen. Auch hier zeigte sich immer noch eine deutlich erhöhte Verletzungsschwere der Aortenrupturgruppe gegen das Kontrollkollektiv.

Schlussfolgerung: Die Gesamtverletzungsschwere war im Vergleich zu Schwerverletzten ohne Aortenruptur deutlich erhöht, ebenso die weiteren Verlaufsparameter. Jedoch zeigte sich auch nach Herausnahme der Aortenruptur in der Berechnung des ISS eine signifikant erhöhte Verletzungsschwere bezüglich AIS Thorax und ISS, so dass die Aortenruptur zwar eine wichtige und schwerwiegende Komplikation darstellt, die in entsprechenden Traumazentren behandelt werden sollte, die erhöhte Mortalität aber eher auf das Thoraxtrauma selbst zurückzuführen sein dürfte. Wenn die initiale Phase überlebt wird beeinflusst die Aortenruptur durch die modernen Verfahren der TEVAR (Thoracic Endovascular Aortic Repair) kaum noch die Prognose des Polytraumas sondern stellt eher eine Indikatorverletzung für ein schweres Thoraxtrauma dar.