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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Verletzungsprävention nach ACL Rekonstruktion durch Training kurzer Reaktionszeiten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Kay Brehme - Sportklinik Halle, Zentrum für Gelenkchirurgie-, Halle, Germany
  • Thomas Bartels - Sportklinik Halle, Zentrum für Gelenkchirurgie-, Halle, Germany
  • Martin Pyschik - Sportklinik Halle, Zentrum für Gelenkchirurgie-, Halle, Germany
  • Rene Schwesig - Department Orthopädie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Halle, Germany
  • Anett Rößner - Sportklinik Halle, Zentrum für Gelenkchirurgie-, Halle, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocWI34-205

doi: 10.3205/16dkou214, urn:nbn:de:0183-16dkou2145

Veröffentlicht: 10. Oktober 2016

© 2016 Brehme et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Sind Rehabilitationprogramme mit unerwarteten Störgrößen und kurzen Reaktionszeiten unter 200ms für die finale Rehabilitation nach Ersatzplastik des vorderen Kreuzbandes besser geeignet als bisherige sensomotorische Rehabilitationsprogramme.

Methodik: Es wurde eine randomisierte Interventionsstudie zur Beurteilung des postoperativen (5 Monate nach OP) Behandlungsverlaufes nach vorderer Kreuzbandplastik durchgeführt. Daran nahmen 50 Patienten (14 weiblich, 36 männlich, durchschnittliches Alter 32,7 Jahre) teil.

Alle Patienten wurden mit dem gleichen Operationsverfahren (Semitendinosussehnen-Transplantat 4fach-Hybridfixation Flip/Button und Bone wedge femoral + Biointerferenzschraube femoral und tibial) versorgt. 28 Patienten absolvierten 3 Wochen (jeweils 6 Therapieeinheiten) ein neuartiges Therapiesystem (Speed Court) und 22 Patienten ein herkömmliches Stabilisationsprogramm.

In der Speed Courtgruppe wurde 6 Übungen zwischen 15 und 30 Sekunden durchgeführt und jede Übung 3x wiederholt. Die Übungen bestanden aus per Zufall generierten Läufen mit interaktiven Zusatzaufgabe (Farben, Zahlen). In der herkömmlichen Stabilisationsgruppe wurden Posturumed, Slashpipe, Kippelbrett, MFT und der Pezziball verwendet. Die statistische Aufarbeitung erfolgte in einem 2 faktoriellem (Zeit und Gruppe)univariaten Varianzsystem. Als Testparameter wurden Anthropometrie, Beweglichkeit, Reaktionszeit, elementare Schnelligkeit (Tapping), Sprungkraft (uni- und bilateral) erfasst. Der Messzeitpunkt 1 erfolgte vor dem ersten Training, der Messzeitpunkt 2 - zwei Tage nach dem letzten Training.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: In 7 von 24 Parametern(29%) fanden sich signifikante Interaktionseffekte. Dabei ließen sich bei den Parametern Unterschenkelumfang 10cm unterhalb des Kniegelenkspaltes (η² =0,455), Kontaktzeit (η²=0,34), Bodenreaktionszeit (η²=0,232) und Flexion des Kniegelenkes (η²=0,171) signifikante Zeiteffekte beobachten.

Gruppeneffekte ließen sich für die Parameter Oberschenkelumfang 15 cm oberhalb des Kniegelenkspaltes (η²=0,127), und der Bodenreaktionszeit (η²=0,0,306) berechnen. Demnach war die Bodenreaktionszeit des operierten Beines vor und nach dem Speed Court Training geringer, genau entgegengesetzt fanden sich für die Kontrollgruppe. Signifikante Verbesserungen zeigten sich in der Speed Courtgruppe auch bei den Parametern Kontaktzeit, Sprunghöhe und Bodenreaktionszeit. Beispielhaft ließ sich die Differenz der Kontaktzeit vom MZP 1 (0,041) zu MZP 2 (0,007) fast gänzlich beseitigen.

Zusammenfassend konnte festgestellt werden, dass das Training auf dem Speed Court für die späte Rehabilitation besser geeignet zu sein scheint, als andere sensomotorische Rehabilitationsprogramme.Sowohl die anthropometrischen als auch sportmotorischen Outcomes konnten wesentlich größere Leistungszuwächse aufzeigen. Zudem konnte anhand der Bodenreaktionszeit, Kontaktzeit und Sprunghöhe gezeigt werden, dass die Differenz zwischen operierten und nicht operierten Bein in stärkerem Maße verringert werden konnte.