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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Optimierte Antibiotikatherapie verbessert signifikant den Behandlungserfolg der Spondylodiszitis

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Sebastian Hardt - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Klinik für Orthopädie, Berlin, Germany
  • Judith Haupenthal - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany
  • Andrej Trampuz - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Klinik für Orthopädie, Berlin, Germany
  • Michael Putzier - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Klinik für Orthopädie, Berlin, Germany
  • Carsten Perka - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Klinik für Orthopädie, Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocWI33-357

doi: 10.3205/16dkou207, urn:nbn:de:0183-16dkou2078

Veröffentlicht: 10. Oktober 2016

© 2016 Hardt et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die Inzidenz der Spondylodiszitis wird auf 2.4 Fälle pro 100.000 Einwohner geschätzt. Nach wie vor zählt sie zu einer der am schwierigsten zu diagnostizierenden und zu behandelnden Erkrankungen der Orthopädie. Es existiert kein einheitliches Konzept für die Behandlung dieser Patienten. Ziel der Studie war es, die angewandten diagnostischen und therapeutischen Vorgehensweisen, einschließlich der Auswirkung einer optimierten antimikrobiellen Therapie, zu evaluieren.

Methodik: Diese retrospektive Kohortenstudie umfasst Patienten, die sich von Januar 2005 bis Juni 2013 mit einer Spondylodiszitis in unserem Zentrum in Behandlung waren. Patienten mit einer Spondylodiszitis wurden anhand der Definition des Centers for Diseases Control and Prevention (CDC) eingeschlossen. Es wurden demografische, klinische, diagnostische und therapeutische Daten erfasst, sowie das Outcome mittels eines Fragebogens, dem Oswestry Disability Questionnaire Index (ODI) oder mittels Telefoninterview nachuntersucht. Jeder einzelne Fall wurde mit einem Infektiologen bzgl. der gewonnen mikrobiologischen als auch der antimikrobiellen Therapie diskutiert und in optimiert und nicht optimiert eingeteilt. Patienten mit unvollständigem Datensatz, der Notwendigkeit einer unerwarteten Revisionsoperation oder einem erneuten Zyklus antimikrobieller Therapie wurden von der Studie ausgeschlossen. Das Risiko eines Therapieversagens wurde mit einem Log Rank Test analysiert und die Signifikanzgrenze bei p <0,05 gesetzt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Das Durchschnittsalter der 136 Patienten betrug 66 Jahre, 64% waren männlich. Rückenschmerzen (98%) und Fieber (46%) zählten zu den häufigsten Symptomen. Neurologische Symptome waren deutlich seltener (26%). 128 Patienten (94%) zeigten radiologische Zeichen einer Spondylodiszitis; bei 74 (54,4%) konnte ein Abszess nachgewiesen werden.

59% der introperativ entnommen Gewebe-Proben und 50% der entnommenen Blutkulturen erbrachten den Keimnachweis. 82% der Patienten wurden chirurgisch behandelt, 18% wurden konservativ antimikrobiell behandelt. Insgesamt wurden 43 (31,6%) Patienten mit einer optimierten Therapie behandelt. Der Behandlungserfolg lag insgesamt bei 71,4% (55 von 77 Patienten). Das Risiko eines Therapieversagens war signifikant geringer bei Patienten mit einer optimierten antimikrobiellen Therapie (20 von 77 Patienten = 26%) als mit einer Standardtherapie (57 von 77 Patienten = 74%) (p=0,051). Die Auswertung des ODI zeigte bei 51% eine minimale, bei 19% eine mäßige und bei 18% eine schwere körperliche Einschränkung.

Bei isoliertem Rückenschmerz und Fieber muss an eine Spondylodiszitis gedacht werden werden. In unserem Patientenkollektiv wurden die meisten Patienten (82%) chirurgisch behandelt. Um die höchstmögliche Wahrscheinlichkeit für einen positiven Keimnachweis zu erhalten, sollten die verschiedenen diagnostischen Tools (Blutkulturen, Gewebe-Biopsien) kombiniert werden. Eine optimierte antimikrobielle Therapie kann das Risiko eines Therapieversagens signifikant reduzieren.