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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Der Einfluss von High Heels auf die sagittale Balance der Wirbelsäule und des gesamten Körpers

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Tim Weitkunat - Klinik für Unfallchirurgie, UniversitätsSpital Zürich, Zürich, Switzerland
  • Florian Buck - Universitätsklinik Balgrist, Universität Zürich, Zürich, Switzerland
  • Thorsten Jentzsch - Universitätsklinik Balgrist, Universität Zürich, Zürich, Switzerland
  • Hans-Peter Simmen - Klinik für Unfallchirurgie, UniversitätsSpital Zürich, Zürich, Switzerland
  • Clément M.L. Werner - Klinik für Unfallchirurgie, UniversitätsSpital Zürich, Zürich, Switzerland
  • Georg Osterhoff - Klinik für Unfallchirurgie, UniversitätsSpital Zürich, Zürich, Switzerland

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocWI29-847

doi: 10.3205/16dkou172, urn:nbn:de:0183-16dkou1729

Veröffentlicht: 10. Oktober 2016

© 2016 Weitkunat et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Während bekannt ist, dass das Tragen von Schuhwerk mit hohem Fersenabsatz (High Heels) zu chronischen Nacken-, Rücken- und Knieschmerzen führen kann, bleibt der ursächliche Mechanismus unklar. Ziel dieser Studie war es, anhand vordefinierter radiologischer Parameter den Einfluss von High Heels auf die sagittale Balance der Wirbelsäule und des gesamten Körpers gesunder Probandinnen zu untersuchen.

Methodik: Bei 23 Teilnehmerinnen (Alter 29±6 Jahre, Größe 1.70±0.10 m, Gewicht 65.5±11.9 kg) wurden mit einem biplanaren Röntgensystem (EOS Imaging, Paris, Frankreich) seitliche stehende Ganzkörper-Röntgenbilder ohne und mit High Heels aufgenommen. Auf diesen wurden dann 13 vorbeschriebene Parameter der sagittalen Balance der Wirbelsäule und des gesamten Körpers quantifiziert. Diese wurden auf Mittelwert-Unterschiede (Student's T/ Mann-Whitney U) hinsichtlich des Effekts von High Heels getestet sowie nicht-parametrischen Verteilungs- und Assoziationsstatistiken und einer Untergruppenanalyse unterzogen.

Ergebnisse: Verglichen mit dem Barfuss-Stand war Stehen in High Heels mit einem grösseren Femoral Obliquity Angle (Differenz [Δ] 3.0±1.7°, p<0.0001) sowie einem vermehrten Flexionswinkel in den Knien (Δ 2.4±2.9°, p=0.0009) und dem Sprunggelenk (Δ 38.7±3.4°, p<0.0001) assoziiert. Die Unterschiede hinsichtlich zervikaler und lumbaler Lordose, thorakaler Kyphose, C7- und Meatus-Lot, Spino-Sacral Angle, Spinal Tilt, Sacral Slope und Pelvic Tilt erreichten keine statistische Signifikanz.

Die signifikanten Veränderungen von Knie-Flexionswinkel und Femoral Obliquity Angle deuteten auf die Kniebeugung als Hauptmechanismus zur Adaptation auf die Verschiebung des Körperschwerpunktes mit High Heels hin. Eine Subgruppenanalyse für Teilnehmerinnen mit über- und unterdurchschnittlicher Knieflexion zeigte für die Gruppe mit vermehrter Knieflexion entsprechend eine grössere Veränderung auch des Femoral Obliquity Angles (4.2° vs. 2.0°, Δ 2.2°, 95% CI, 1.0 bis 3.4). Im Gegensatz dazu kompensierten die Teilnehmerinnen mit geringerer Knieflexion vor allem über eine vermehrte zervikale Lordose (+5.8±10.7°); die Gruppe mit vermehrter Knieflexion wies hier sogar eine leichte Kyphosierung auf (-1.8±5.3°, Δ 7.6°, 95% CI, 0.3 bis 15.0).

Schlussfolgerung: Das Tragen von High Heels führte bei allen Teilnehmerinnen zu einer vermehrten Flexion in Knien und Sprunggelenken. Während ein Teil der Probanden auf die Verlagerung des Körperschwerpunktes ausschliesslich über die untere Extremität adaptierte, reagierten andere zusätzlich mit einer Zunahme der zervikalen Lordose.

Dies könnte die Unterschiede im Bild chronischer Beschwerden im Nacken-, Rücken- und Kniebereich bei regelmässigen Trägerinnen von High-Heels erklären.