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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Verletzung neurovaskulärer Strukturen im Rahmen der Kniegelenksluxation

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Moritz Mayr - Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Freiburg, Germany
  • Norbert P. Südkamp - Klinikum der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Department Orthopädie und Traumatologie, Freiburg, Germany
  • Philipp Niemeyer - Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Freiburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocWI28-1476

doi: 10.3205/16dkou164, urn:nbn:de:0183-16dkou1647

Veröffentlicht: 10. Oktober 2016

© 2016 Mayr et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Haben Verletzungen von neurovaskulären Strukturen im Rahmen einer Kniegelenksluxation einen Einfluss auf das posttraumatische Ergebnis?

Methodik: Im Zeitraum von 04/2008 - 09/2014 wurden an der Klinik 22 Patienten aufgrund einer gesicherten Kniegelenksluxation behandelt und in die vorliegende Studie eingeschlossen.

Diese wurden entsprechend ihres Verletzungsmusters klassizifiert und nach durchschnittlich 39,6 (±24,4) Monaten mittels eines standardisierten Scores (KOOS) nachuntersucht. Statistische Analyse: Deskriptive Datenanalyse, ANOVA (SPSS) mit statistischer Signifikanz p < 0.05.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Unter den 22 Patienten waren 19 Männer. Das Durchschnittsalter zum Unfallzeitpunkt betrug 40,1 ± 20,5 Jahre. Die anatomische Unterteilung der Kniegelenksluxation ergab 3 Patienten mit Typ 1 nach Schenk, 1 Patienten mit Typ 2 nach Schenk, 6 Patienten mit Typ 3m nach Schenk, 5 Patienten mit Typ 3l nach Schenk, 5 Patienten mit Typ 4 nach Schenk sowie 2 Patienten mit Typ 5 nach Schenk.

Bei 31,8% (n=7) der Patienten lag eine Gefäßverletzung, bei 36,4% (n=8) eine Nervenverletzung und bei 27,3% (n=6) eine kombinierte Gefäß-Nerven-Verletzung vor.

Beim Vergleich der Gruppen zeigte sich eine statistisch erhöhte Komplikationsrate mit 6 Patienten mit Kompartmentsyndrom in der Gruppe mit neurovaskulären Begleitverletzungen. In der Kontrollgruppe ohne neurovaskuläre Begleitverletzungen erlitt kein Patient ein Kompartmentsyndrom. Die Verletzung endete in 2 Fällen der Patienten mit neurovaskulären Begleitverletzung in einer Ampuation. Auch bei der funktionellen Betrachtung des Therapieergebnisses nach 39,6 (±24,4) Monaten zeigten sich statistisch schlechtere Werte in der Gruppe von Patienten mit neurovaskulären Begleitverletzungen:

KOOS pain: 73 ± 22 vs. 65 ± 15, KOOS symptoms: 79 ± 21 vs. 63 ± 23, KOOS activities of daily living: 73 ± 23 vs. 68 ± 12, KOOS sport/recreation: 53 ± 24 vs. 32 ± 21, KOOS quality of life: 50 ± 25 vs. 25 ± 17.

Die traumatische Kniegelenksluxation betrifft hauptsächlich männliche Patienten mittleren Alters. Etwa 1/3 der betroffenen Patienten erleiden aufgrund der Kniegelenkluxation einen Gefäß- oder Nervenschaden. Völlig unabhängig vom morphologischen Verletzungsmuster in Bezug auf disco-ligamentäre strukturelle Schäden erscheint die begleitende neurovaskuläre Begleitverletzung einen Hauptprognosefaktor dazustellen, der mit schlechtem Outcome vergesellschaftet ist.

Auch wenn die vorliegenden Daten keinen Zusammenhang zwischen früher und verzögerter Diagnose einer neurovaskulären Begleitverletzung im Rahmen einer Kniegelenksluxation darstellen können, so unterstreichen alleine die hohe Inzidenz und das ungünstige Behandlungsergebnis den Stellenwert einer frühen Fokussierung auf neurovaskuläre Begleitverletzungen.