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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

ACT bei Knorpelschäden des Kniegelenkes – individuelle Bearbeitung vermeidet Übertherapie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Sven Anders - Orthopädische Klinik für die Universität Regensburg, Asklepios Klinikum, Bad Abbach, Germany
  • Jürgen Götz - Orthopädische Klinik für die Universität Regensburg, Asklepios Klinikum, Bad Abbach, Germany
  • Jens Schaumburger - Orthopädische Klinik für die Universität Regensburg, Asklepios Klinikum, Bad Abbach, Germany
  • Joachim Grifka - Orthopädische Klinik für die Universität Regensburg, Asklepios Klinikum, Bad Abbach, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocWI26-510

doi: 10.3205/16dkou147, urn:nbn:de:0183-16dkou1474

Veröffentlicht: 10. Oktober 2016

© 2016 Anders et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die Indikation für eine autologe Knorpelzelltranplantation (ACT) am Kniegelenk wird von den Fachgesellschaften bei einer Defektgröße ab 2,5 cm² gesehen. Über die Morphologie dieser fokalen Defekte gibt es bis dato keine fundierten Daten. In dieser Studie werden die Defektmorphologien vor einer ACT geometrisch analysiert und ihre Eignung zur Bearbeitung mit konfektionierten Schablonen betrachtet.

Methodik: 125 konsekutive, patientenindividuelle Defektschablonen von matrixgestützten ACT-Versorgungen am Kniegelenk (Femur, Patella) wurden mittels Bildbearbeitungssoftware geometrisch vermessen und einer vorkonfektionierten Ringstanze zur Defektbearbeitung mit bestmöglicher Passform zugeordnet.

Ergebnisse: Die durchschnittliche reale Defektgröße nach Debridement lag bei 2,87 (1,1-8,0) cm². Die meisten Defekte (84,8%) wiesen eine ellipsoide Morphologie aus, nur wenige zeigten eine annähernd kreisförmige (9,6%) oder polygonale Morphologie (5,6%). Eine Flächenbestimmung derselben Schablonen nach der Formel "größte Länge mal größte Breite" führte zu Werten von durchschnittlich 3,79 (1,4-9,9) cm² und zu einer Überschätzung der realen Größe mit einem Genauigkeitsquotienten von durchschnittlich 0,75 (0,60-0,86). Die Größenbestimmung über den Flächeninhalt einer Ellipse ergab hingegen einen Genauigkeitsquotienten von 0,96 (0,78-1,1). Der Unterschied zwischen beiden Messverfahren war signifikant (p<0,001). Die Verwendung von konfektionierten Defektstanzen hätte in 31,8% die Größe 20 x 25 mm, in 27,2% die Größe 22 x 32 m und in 22,7% die Größe 15 x 23 mm notwendig gemacht. Die resultierende Überkorrektur hätte bei durchschnittlich 1,2 (0,11-3,69) cm² intakten Gelenkknorpels gelegen.

Schlussfolgerung: Knorpeldefekte des Kniegelenkes bei Versorgung mit einer ACT zeigen eine inhomogene, meist ellipsoide Morphologie. Die Größenbestimmung nach der Formel Länge mal Breite besitzt einen Genauigkeitsquotienten von lediglich 0,75 und führt zu einer deutlichen Überschätzung der realen Defektgröße. Eine Flächenbestimmung als Ellipse verbessert die Genauigkeit auf durchschnittlich 0,96 der realen Größe. Die Verwendung von handelsüblichen konfektionierten Stanzschablonen zum Defektdebridement führt zu einer deutlichen Übertherapie (Debridement von gesundem Knorpel) von durchschnittlich 27% und sollte nur in Ausnahmefällen bei guter Passform erfolgen. Für den Großteil der Fälle ist die manuelle Herstellung einer individuellen Schablone nach Debridement die bessere Wahl.