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Ist die Antetorsion eines zementfreien Geradschaftes vorhersehbar-ein neuer prädiktiver Index auf nativradiologischen Hüftgelenksaufnahmen?
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Veröffentlicht: | 10. Oktober 2016 |
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Fragestellung: Die Rotation des Prothesenschaftes hat in der Hüftendoprothetik (HTEP) entscheidenden Einfluss auf das postoperative Bewegungsausmaß, Luxationsrisiko und Abrieb. Zementfreie Geradschäfte unterliegen dabei einer großen Antetorsions-Schwankungsbreite von -30° bis +45°. In der vorliegenden Arbeit wird ein neu entwickelter, prädiktiver Index vorgestellt, der es erlauben soll bereits präoperativ auf konventionellen Röntgenbildern Schaftretrotorsion bzw hohe Antetorsionswerte (>20°) vorherzusagen.
Methodik: In einer retrospektiven Studie wurden 123 Patienten nach zementfreier HTEP (Schaft Corail, DePuy, Warsaw, IN, USA) eingeschlossen. Zwei unabhängige Untersucher bestimmten zweimalig in einem Abstand von sechs Wochen mit Hilfe einer digitalen Planungssoftware (mediCAD; Hectec GmbH, Landshut) auf größenskalierten Hüftgelenksaufnahmen nativradiologisch die Länge des Calcar und Canal Isthmus analog zu Dorr et al. 1993, jedoch in beiden Ebenen anteroposterior (AP) und Lauenstein (LAU). Die Berechnung der neuen iRatio erfolgte mit Hilfe einer biomathematischen Berechnungsformel zur Beschreibung der Schaftgeometrie iRatio = (canal isthmus AP x canal isthmus LAU) / (calcar isthmus AP x calcar isthmus LAU). Die postoperative Referenzmessung der prothetischen Schafttorsion erfolgte auf dreidimensionalen CT Rekonstruktionen (3D-CT) durch einen verblindeten Untersucher (Fraunhofer Mevis, Bremen). Die statistische Beurteilung wurde mit deskriptiven Methoden und ergänzenden Korrelationsanalysen durchgeführt.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Berechnung des Spearman Korrelationskoeffizienten zeigte einen guten Zusammenhang zwischen der präoperativ bestimmten nativradiologischen iRatio und der postoperativen 3D-CT Schafttorsions- Messung (r=0,578). Die nativradiologische iRatio Messung wies eine hohe Intraobserver (ICC ≥ 0,918) - und Interobserverreliabilität (CCC=0.967) auf. Einundachtzig Prozent (21/26) der zementfreien retrovertierten Schäfte zeigten eine präoperative iRatio unter 0,35. Einundneunzig Prozent (10/11) der Schäfte mit einer hohen Antetorsion über 20° hatten eine präoperative iRatio über 0,55.
Mit Hilfe der neuen iRatio ist bereits präoperativ auf konventionellen Röntgenbildern eine Abschätzung der späteren Antetorsion des zementfreien Geradschaftes möglich. iRatio Werte unter 0,35 sind eine Warnung für den Operateur intraoperativ mit einer Retroversion des Schaftes und Werte über 0,55 mit einer hohen Antetorsion über 20° zu rechnen.