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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Fraktursonografie im Wachstumsalter: Anwendung und Weiterentwicklung des Wrist SAFE im klinischen Alltag

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Ole Ackermann - EVKM, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Mettmann, Germany
  • Kolja Eckert - Elisabeth-KH, Essen, Germany
  • Andrzej Kaminski - EVKM, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Mettmann, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocWI23-108

doi: 10.3205/16dkou115, urn:nbn:de:0183-16dkou1155

Veröffentlicht: 10. Oktober 2016

© 2016 Ackermann et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die sonografische Frakturdiagnostik der Vorderamfrakturen im Wachstumsalter ist eine einfach anwendbare und sichere Technik, für die der Wrist-SAFE Algorithmus (Sonographic algorithm for fracture evaluation) entwickelt wurde. Mit einer Anwendungsstudie soll geklärt werden, ob eine Anwendung im klinischen Alltag praktikabel ist und die Röntgenbelastung der jungen Patienten senken oder ganz vermeiden kann. Ein Nebenarm der Studie diente der Isolierung klinischer Prädiktoren der distalen Unterarmfraktur, um die Sicherheit des Algorithmus weiter zu erhöhen.

Methodik: In einer internationalen prospektiven Multicenter-Studie wurde die Anwendung des Wrist-SAFE im klinischen Alltag geprüft. Gemäß dem Algorithmus erfolgte bei Patienten im Alter von 0-12 Jahren mit dem Verdacht auf eine Vorderarmfraktur nach klinischer Untersuchung die sonografische Bildgebung. Auf dieser Grundlage wurde die Therapie festgelegt. Nach 5 Tagen erfolgte eine klinische Kontrolluntersuchung. Bei Unsicherheit in der Primärdiagnostik oder bei persistierenden Schmerzen in der Kontrolle wurde ein Röntgenbild in 2 Ebenen angefertigt und ggfs. die Therapie modifiziert.

Nach 3 Monaten erfolgte eine klinische oder telefonische Abschlusskontrolle.

Neben der üblichen klinischen Untersuchung erfolgte die gezielte Prüfung von 9 klinischen Parametern bei der Primärvorstellung und in der Kontrolle.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es wurden 492 Patienten (254 m / 248 w, Alter 8,4 Jahre) von 16 Untersuchern in 7 Studienzentren (D, CH, PL) eingeschlossen. In 58 Fällen (11,7%) erfolgte eine Röntgenkontrolle, in 3 Fällen (0,6%) wurde bei sonographisch blandem Befund radiologisch eine Fraktur diagnostiziert. 377 Patienten (77%) konnten nachuntersucht werden, alle zeigten nach 3 Monaten eine restitutio ad integrum. Die Anwendung des Wrist SAFE reduzierte die Röntgenbelastung um 88,3%.

Als klinische Prädiktoren für eine Fraktur wurden der Druckschmerz über dem knöchernen Radius (Odds ratio 17,8, p=0,003) und die Schwellung im Seitenvergleich (Odds ratio 3,6, p=0,0004) identifiziert. Schmerz in Ruhe, bei passiver oder aktiver Bewegung, Druckschmerz über Ulna, Handwurzel oder Tabatiere und ein Funktionstest (anheben eines 100g schweren Gegenstandes) zeigten keine signifikante Korrelation.

Der Wrist SAFE ist im klinischen Alltag sicher anwendbar und spart 88,3% der Röntgenbelastung ein. Als Klinische Prädiktoren einer distalen Unterarmfraktur wurden der knöcherne Druckschmerz und die Schwellung isoliert. Damit lässt sich die Sicherheit des Algorithmus möglicherweise noch weiter erhöhen.