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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Einfluss somatoformer Störungen auf das Ergebnis von Wirbelsäuleneingriffen; eine prospektive, einfach-verblindete klinische Studie

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Florian Alexander Beck - Sportklinik Stuttgart Department Wirbelsäule, Stuttgart, Germany
  • Andreas Veihelmann - Sportklinik Stuttgart Department Wirbelsäule, ACURA Fachklinik Waldbronn, ACURA Fachklinik Falkenburg, Stuttgart, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocWI21-356

doi: 10.3205/16dkou103, urn:nbn:de:0183-16dkou1037

Veröffentlicht: 10. Oktober 2016

© 2016 Beck et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Rückenschmerzen stellen volkswirtschaftlich eines der schwerwiegendsten und kostenintensivsten Krankheitsbilder dar. Viele dieser Patienten weisen zusätzlich somatoforme Störungen auf. Ziel der vorliegenden Studie ist den Einfluss somatoformer Störungen auf das Ergebnis minimalinvasiver Wirbelsäuleneingriffe zu untersuchen und dies erstmals mit Verwendung eines praktikablen Kurz-Screening Bogens(HADS-D).

Methodik: 85 Probanden vor Wirbelsäulenintervention wurden konsekutiv mittels HADS-D (Deutsche Version)auf das Vorliegen einer Störung aus dem Angst- und Depressionsspektrum untersucht. Ferner wurde neben der Numerischen-Rating Skala (NRS) auch der Oswestry Disability Score (ODS) erhoben. Die Indikation zur Intervention wurde allerdings ohne Kenntnis des Abschneidens im HADS-D oder ODS gestellt. Anschließend wurde das prä- mit dem postoperativen Ergebnis nach 6 Wochen, 3-und 6 Monaten mittels NRS und ODS erhoben und die Gruppen anhand ihres Summenergebnisses im HADS-D in die drei Risikogruppen LOW (< 12),MOD (>12-< 18),und HIGH (>18) eingeteilt und analysiert. Ein Ergebnis im HADS-D in Summe < 12 spricht gegen, ein, Ergebnis >12< 18 für eine mittlere und ein Ergebnis >18 für eine hohe Wahrscheinlichkeit einer somatoformen Störung.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt konnte durch die Interventionen der NRS-Wert im Median aller Probanden um 2,2 Punkte (±0,96) und der ODS-Score im Median um 10 Punkte (± 4,67) verbessert werden. Bei der Gruppe HADS-D < 12 (n=34) betrug die Verbesserung des Delta-NRS im Median 2,5( ± 0,708)und der Delta-ODI im Median 13,5 (± 3,33); in der Gruppe HADS-D >12< 18 (n= 21) zeigte sich ein im Median um 2,2 Punkte (± 0,95) reduzierte Delta NRS und ein im Median um 10 Punkte ( ± 2,966) reduzierter Delta-ODI. In der Gruppe mit HADS-D >18 Punkte (n=30)(hohe Wahrscheinlichkeit für SF-Störung) zeigte sich ein im Median um nur 0,9 Punkte( ± 0,677) reduzierte Delta-NRS und ein im Median um nur 7 Punkte ( ± 4,268) reduzierter Delta-ODI. Es zeigten sich signifikante Unterschiede der drei HADS-Gruppen in Bezug auf die Schmerzreduktion im Sinne der Analyse des Delta-NRS und Delta-ODI prä- zu postinterventionell. Es zeigten sich signifikante Unterschiede im Delta-NRS(p=0,003; Signifikanznivau <0,05) und Delta-ODS (p=0,04, < 0,05) zwischen der HADS-LOW und der HADS-HIGH Gruppe. Die vorliegenden Ergebnisse zeigen einen signifikant schlechteren Outcome von Wirbelsäuleninterventionen bei wahrscheinlicher somatoformer Komorbidität. Der HADS-D scheint ein praktikables Instrument zu sein, um wahrscheinliche somatoforme Störungen vor Wirbelsäuleneingriffen zu erkennen. Gerade durch seine einfache und schnelle Auswertung sehen wir den HADS-D als äußerst geeignet für den prä-operativen Einsatz in der Behandlung chronischer Rückenschmerzpatienten in einer Wirbelsäulenambulanz. Als Konsequenz sollten Patienten mit dem Ergebnis von HADS-D >18 vor einer operativen/-interventionellen Therapie erweiterter neuropsychologischer Diagnostik zugeführt werden.