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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Konservative Verfahren vor mulitmodaler Schmerztherapie bei chronischem Rückenschmerz – was ist evidenzbasiert?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Jan Bredow - Klinikum der Universität zu Köln, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Köln, Germany
  • Marvin Simons - Universitätsklinikum Köln, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Köln, Germany
  • Christoph Boese - Universitätsklinikum Köln, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Köln, Germany
  • Johannes Oppermann - Klinikum der Universität zu Köln, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Köln, Germany
  • Max Joseph Scheyerer - Klinikum der Universität zu Köln, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Köln, Germany
  • Lars Löhrer - Klinikum der Universität zu Köln, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Köln, Germany
  • Peer Eysel - Klinikum der Universität zu Köln, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Köln, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocWI21-410

doi: 10.3205/16dkou099, urn:nbn:de:0183-16dkou0997

Veröffentlicht: 10. Oktober 2016

© 2016 Bredow et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Keine andere Diagnose führte 2012 in Deutschland zu mehr Krankheits- und Arbeitsunfähigkeitstagen als der Rückenschmerz (ICD-10 M54). Der volkswirtschaftliche Schaden hierdurch ist immens. Neben den Ausfallzeiten und Kosten, die auch durch die Behandlung verursacht werden, stehen aber ganz eindeutig die erkrankungsbedingte körperliche und psychische Belastung des Patienten im Fokus. Durch chronische Schmerzen mit häufig rezidivierenden akuten Episoden fehlen oftmals suffiziente Copingstrategien. Teilweise kann durch eine gezielte konservative oder operative Therapie eine kurzfristige Beseitigung der Schmerzursache erzielt werden. In anderen Fällen wiederum zieht sich die Behandlung über einen langen Zeitraum hin und ist von Rückschlägen und fehlendem Erfolg gekennzeichnet.

Dem Patienten stehen eine Reihe von Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, welche vom behandelnden Arzt sorgfältig und individuell geprüft werden müssen. Gemäß der nationalen Versorgungs-Leitlinie "Kreuzschmerz" aus 2015 sollen nur therapierefraktäre Patienten der multimodalen Therapie zugeführt werden, sofern "evidenzbasierte Therapieverfahren unzureichend wirksam waren".

Eine klare Abschätzung des zu erwartenden Therapieerfolgs vor Einleitung der entsprechenden Maßnahme erscheint auch aufgrund der großen Fülle möglicher Optionen bisweilen schwierig.

Eine aktuelle Bewertung bezüglich der Effizienz und Sinnhaftigkeit konservativer Therapien unter Berücksichtigung der gegenwärtigen Literatur fehlt bislang.

Methodik: Grundlage für unsere Ergebnisse sind aktuelle randomisierte klinische Studien, Reviews und Metaanalysen aus den Datenbanken der CochraneLibrary und Medline.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Maßnahmen wie die Akupunktur, Bettruhe, TENS, Magnetfeldtherapie, Massagen, Orthesen, Thermotherapie, Analgesie mit Opioiden und Antidepressiva haben keine ausreichende Evidenz bezüglich einer Wirksamkeit. Auch Infiltrationen und Injektionen, Analgesie mit NSAR und die Rückenschule sind nur kurzfristig wirksam, zeigen dementsprechend keinen nachweisbaren Effekt nach einem Behandlungszeitraum von mehr als sechs Wochen.

Einzig die normale Bewegung und Bewegungstherapie zeigt in einer Zusammenschau von 98 randomisierten, klinischen Studien (Evidenzlevel Ia) eine evidente Wirksamkeit.

Nur sehr wenige Maßnahmen zeigen eine signifikante Wirksamkeit bei der Behandlung von Kreuzschmerzen, besonders wenn es um die langfristige Wirksamkeit geht. Kurzfristig helfen einige Maßnahmen, lindern die Schmerzen und erhöhen die Funktionalität im Alltag sowie die Lebensqualität. Langfristig scheint es aber neben der normalen Bewegung und Bewegungstherapie keine konservativen Maßnahmen bei Patienten mit chronischen Rückenschmerzen zu geben, die einen evidenten Behandlungserfolg nachweisen. Patienten mit therapierefraktären, chronischen Schmerzen (>12 Wochen) oder "Yellow flags" sind auch unter Berücksichtigung dieser Ergebnisse einer multimodale Schmerztherapie zuzuführen.