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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Ist offenes Pfannenrandtrimmen oder antevertierende periacetabuläre Osteotomie besser für die Therapie einer acetabulären Retroversion?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Corinne Andrea Zurmühle - Chirurgische Orthopädie und Traumatologie, Inselspital, Universität Bern, Bern, Switzerland
  • Helen Anwander - Chirurgische Orthopädie und Traumatologie, Inselspital, Universität Bern, Bern, Switzerland
  • Christoph Emanuel Albers - Chirurgische Orthopädie und Traumatologie, Inselspital, Universität Bern, Bern, Switzerland
  • Simon Damian Steppacher - Chirurgische Orthopädie und Traumatologie, Inselspital, Universität Bern, Bern, Switzerland
  • Markus Simon Hanke - Chirurgische Orthopädie und Traumatologie, Inselspital, Universität Bern, Bern, Switzerland
  • Klaus Arno Siebenrock - Chirurgische Orthopädie und Traumatologie, Inselspital, Universität Bern, Bern, Switzerland
  • Moritz Tannast - Chirurgische Orthopädie und Traumatologie, Inselspital, Universität Bern, Bern, Switzerland

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocWI20-1484

doi: 10.3205/16dkou096, urn:nbn:de:0183-16dkou0961

Veröffentlicht: 10. Oktober 2016

© 2016 Zurmühle et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Acetabuläre Retroversion ist ein akzeptierter Grund für femoroacetabuläres Impingement vom Pincer-Typ. Es zeigt sich zunehmend, dass die acetabuläres Retroversion eher eine Fehlstellung des Beckens als ein vermehrtes Wachstum der anterioren Wand oder Dysplasie der posterioren Wand des Acetabulum darstellt. Initial wurden patienten mit einem retrovertierten Acetabulum mit einer Pfannenrandtrimmung mittels chirurgischer Hüftluxation (CHL) basierend auf dem früheren Verständnis der Pathomorphologie behandelt. Theoretisch führt die Reduktion der anterioren Wand den sonst bereits geringen Gelenkskontakt bei retrovertierten Hüften auf eine kritische Grösse. Basierend auf aktueller Literatur scheint die antevertierende periacetabuläre Osteotomie (PAO) die geeignetere chirurgische Therapie zu sein. Mit dieser Technik kann der anteriore Impingementkonflikt ohne eine Reduktion des Gelenkskontraktes therapiert werden. Jedoch ist unklar ob diese theoretischen Vorteile auch in besseren Langzeitergebnissen resultiert. Wir fragen uns deshalb ob die antevertierende PAO zu besseren klinischen und radiologischen Langzeitresultaten verglichen mit dem Pfannenrandtrimmen durch die CHL führt.

Methodik: Wir führten eine retrospektive Vergleichsstudie basierend auf 259 Hüften (221 Patienten) mit symptomatischem femoroacetabulärem Impingenent bedingt durch durch eine acetabuläre Retroversion durch. Die acetabuläre Retroversion war definiert durch ein cross-over sign, posterior wall sign und ein positives ischial spine sign. Wir bildeten zwei gematchte Gruppen bestehend aus 66 Hüften mit offenem Trimmen des Pfannenrandes und 77 Hüften mit antevertierender PAO. Patienten mit einer unvollständigen radiologischen Dokumentation, früheren Operationen, Hüftdysplasie (LCE < 20°) wurden ausgeschlossen. Die Patienten wurden im Rahmen allgemeiner klinisch-radiologischer Kontrollen nach zwei, fünf und 10 Jahren gesehen.

Eine Kaplan-Meier-Überlebenskurve mit den Endpunkten tiefer klinischer Score, radiologische Arthroseprogression und Gelenksersatz mit Hüfttotalendoprothese, wurde errechnet. Mittels Log Rank Score wurden die beiden Überlebenskurven verglichen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Fünf Jahre nach Operation war des Überleben der beiden Gruppen gleich: Antevertierende PAO 83.5% (95-Konfidenezintervall (95-CI), 78% - 88%) und CHL 83.4% (95-CI, 78% - 88%). Patienten mit antevertierender PAO zeigten nach zehn Jahren ein signifikant besseres Überleben von 76.5% (95-CI, 71% - 82%) im Vergleich zu Patienten mit offenem Pfannenrandtrimmen mit 22.9% (95-CI, 14% - 30%). Die beiden Überlebenskurven sind vergleichbar für die ersten 5 Jahren bis ein Abfallen der Kurve der Patienten mit Pfannenrandtrimmung nach sechs Jahren eintritt.

Diese Studie zeigt als erste Studie überhaupt, dass die theoretischen Vorteile der antevertierenden PAO in Hüften mit symptomatischer acetabulären Retroversion mit besserem Überleben im Langzeitverlauf im Vergleich zu Patienten mit Pfannenrandtrimmung erfassbar sind.