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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Retrospektive Untersuchung von 247 Thorakoskopien, Vergleich vom einzeitigen versus dem zweizeitigen Vorgehen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Lennart Viezens - Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Zentrum für operative Medizin, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hamburg, Germany
  • Phillip Reer - UKE, Lehrstuhl für Orthopädie, Hamburg, Germany
  • André Strahl - UKE, Lehrstuhl für Orthopädie, Hamburg, Germany
  • Jörg Beyerlein - Klinik für Wirbelsäulenchirurgie, Albertinenkrankenhaus, Hamburg, Germany
  • Christian Schaefer - Klinik für Wirbelsäulenchirurgie, Klinikum Bad Bramstedt, Bad Bramstedt, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocWI16-1221

doi: 10.3205/16dkou060, urn:nbn:de:0183-16dkou0606

Veröffentlicht: 10. Oktober 2016

© 2016 Viezens et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die Thorakoskopie ist ein in den Standard der Wirbelsäulenchirurgie aufgenommenes Verfahren um anteriore Pathologien im Bereich der Brustwirbelsäule und im Bereich des thorakolumbalen Übergangs zu behandeln. Hierbei gibt es eine Vielzahl von Indikationen bei nur wenigen Kontraindikationen. In der einschlägigen Fachliteratur gibt dennoch keine Empfehlungen, ob ein einzeitiges oder ein zweizeitiges Vorgehen im Rahmen eines dorsoventralen Verfahrens zu favorisieren ist. Ziel dieser retrospektiven Analyse war daher das eigene Patientenkollektiv auf diese Frage hin zu untersuchen.

Methodik: Es erfolgte eine retrospektive Analyse aller in unserer Klinik im Zeitraum von 2006-2013 operierten Patienten. Hierbei wurden 247 Patienten (126 männliche, 121 weibliche) identifiziert, die zunächst eine dorsale als auch im Verlauf entweder in der gleichen Narkose oder im Rahmen einer weiteren Operation eine ventrale thorakoskopische Stabilisierung erhielten. Die Daten wurden aus der elektronischen Patientenakte entnommen und anonymisiert mittels SPSS ausgewertet. Operationsindikationen waren Fraktur- (n=110) oder Tumorbedingte (n=59) Instabilitäten sowie Entzündungen (n=52) und degenerative Deformitäten (n=26). Es wurden operationsspezifische Daten als auch klinische Parameter wie der VAS und der ECOG erhoben.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es konnten 247 Patienten eingeschlossen werden, von denen 104 Patienten einzeitig und 143 Patienten zweizeitig versorgt wurden. In der Analyse der OP Dauer, der intra- und perioperativen Komplikationen sowie in der Konversionsrate zu einem offenen ventralen Vorgehen zeigte sich kein signifikanter Unterschied. Einen signifikanten Unterschied zeigte die Differenz des Hb-Werts prä- zu postoperativ (Einzeitig -3,0 vs. Zweizeitig -1,4 Hb-Punkte p> 0,001), hiermit einhergehend stieg die Wahrscheinlichkeit einer introperativen Transfusion in der einzeitig versorgten Kohorte (40% vs. 35%). Der Krankenhausaufenthalt verlängerte sich in der zweizeitig operierten Gruppe im Durchschnitt um 6 Tage (20,49 vs. 26,17 Tage p>0,001). Die postoperative Verweildauer auf der Intensivstation zeigte hierbei keinen signifikanten Unterschied. Das neurologische (Frankel-Score) und die physische Belastbarkeit (ECOG Performance Status) im Follow-up über 3 Monate zeigte keinen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen. Der VAS zeigte sich in der einzeitig versorgten Gruppe unmittelbar postoperativ signifikant erhöht (3,50 vs. 2,62 p>0,05), dieser Unterschied war in der Verlaufskontrolle in der Poliklinik nicht mehr nachweisbar.

Trotz einer leicht erhöhten Transfusionswahrscheinlichkeit zeigt das einzeitige Vorgehen bei gleichzeitig sozioökonomischem Vorteil der verkürzten Hospitalisierung, keine erhöhte Komplikationsrate und ist aus unserer Sicht in Abwesenheit von Kontraindikationen zu favorisieren.