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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Der Effekt der frühzeitigen Dekompression (< 8h) versus späterer chirurgischer Versorgung auf das neurologische Outcome bei Patienten mit zervikaler Rückenmarksverletzung

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Jan Vastmans - BG Unfallklinik Murnau, Murnau, Germany
  • Lukas Grassner - BG Unfallklinik Murnau, Zentrum für Rückenmarkverletzte, Murnau, Germany
  • Florian Högel - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau, Unfallchirurgie, Murnau, Germany
  • Doris Maier - BG Unfallklinik Murnau, Zentrum für Rückenmarkverletzte, Murnau, Germany
  • Volker Bühren - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau, Unfallchirurgie, Murnau, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocWI16-1118

doi: 10.3205/16dkou055, urn:nbn:de:0183-16dkou0555

Veröffentlicht: 10. Oktober 2016

© 2016 Vastmans et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Zervikale Querschnittsverletzungen bedingen weitreichende Einschränkungen für das betroffene Individuum. Kurative Therapieformen bestehen bis dato nicht. Eine frühzeitige Dekompression des Spinalkanals wird empfohlen. Über den optimalen Zeitpunkt besteht keine Klarheit. Die folgende Studie vergleicht neurologische, radiologische und funktionelle Outcomeparameter von frühzeitig (< 8 h) versus verzögert ( >8 h) dekomprimierten Patienten.

Methodik: Es wurde eine retrospektive Datenanalyse im Zentrum für Rückenmarkverletzte durchgeführt, wobei essentielle Erhebungen prospektiv über einen Nachbeobachtungszeitraum von zirka einem Jahr gemäß institutionellen und internationalen Standards (EMSCI Protokoll) erhoben wurden. Eingeschlossen wurden Patienten über 18 Jahre, im Zeitraum von 07.2004 - 06.2014 mit zervikaler Querschnittsverletzung ohne begleitendes Extremitäten-, Schädelhirntrauma oder zentromedullären Syndroms.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt erfüllten 70 Patienten (11 weiblich, 59 männlich) die Ein- und Ausschlusskriterien. 35 davon wurden frühzeitig dekomprimiert (Schnitt: 4,36 Stunden nach Unfall). Alter und Geschlecht war nicht signifikant unterschiedlich zwischen den beiden Gruppen. Patienten die innerhalb der ersten 8 Stunden dekomprimiert wurden zeigten einen größeren Zugewinn an Motor Score Punkten (24,0 versus 15,3), sanken im neurologischen Level eher ab (1,03 versus 0,35 segmentale Level) und zeigten höhere ASIA-Konversionsraten (38,7% versus 20,6%). Funktionelle Unabhängigkeitsscores verbesserten sich ebenfalls (SCIM: 45,8 versus 27,1). Radiologische Analysen wurden ebenfalls durchgeführt.

Zusammenfassung: Generell favorisiert die vorliegende Datenlage die frühzeitige Dekompression. Dies gilt auch für anfänglich motorisch komplette Querschnittssyndrome. Der angewandte Versorgungsalgorithmus bei akuten Rückenmarksverletzungen wird vorgestellt.