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Erste Erfahrungen in der Anwendung des Retroforce®-Biopsieinstrumentariums bei der Diagnostik periprothetischer Infektionen
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Veröffentlicht: | 5. Oktober 2015 |
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Fragestellung: Periprothetische Infektionen sind eine der schwerwiegendsten Komplikationen nach endoprothetischem Gelenkersatz. Insbesondere bei klinisch wenig apperenten chronischen- und low-grade Infekten ist die präoperative Differenzierung zwischen einer aseptischen Lockerung und einer infektbedingten Lockerung oft schwierig. Synoviabiopsien sind eine wertvolle Ergänzung, bislang waren hierzu jedoch arthroskopische oder offene operative Eingriffe zur Probengewinnung notwendig. Erst 2014 wurde von Hügle et al. ein Biopsieinstrumentarium vorgestellt, welches eine Synoviabiopsie mit zeitgleicher Aspiration von Synovialflüssigkeit mit dem vergleichbaren Aufwand einer Gelenkpunktion am Knie ermöglicht. Das Ziel unserer Untersuchung war die erstmalige Erprobung der Anwendbarkeit dieses Instrumentariums bei periprothetischen Infektionen am Knie- und am Hüftgelenk.
Methodik: 15 konsekutive Patienten (m=6 40%, w=9 60%) mit V.a. einen chronischen Protheseninfekt des Hüft- (n=5, 33,3 %) oder Kniegelenkes (n=10, 66,6 %) wurden analysiert und nach einem standardisierten zweizeitigen Therapieregime, wie von unserer Gruppe publiziert, behandelt. Präoperativ erfolgte eine Synoviabiopsie mit gleichzeitiger Aspiration mit dem Retroforce Biopsieinstrumentarium. Als Standardverfahren wurde zusätzlich die Aspirationsflüssigkeit über aerobes und anaerobes Blutkulutmedium sowie als Abstrich des Gelenkpunktates mit Langzeitbebrütung kultiviert. Die mikrobiologischen Erregernachweise wurden mit den beim Revisionseingriff offen-chirurgisch entnommene tiefen, repräsentativen Gewebeproben sowie den Resultaten der Sonifikation verglichen und histologisch entsprechend der Klassifikation nach Morrawitz und Krenn korreliert.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bei 14 Patienten gelang eine komplikationslose Durchführung der Biopsie mit Gewinnung von ausreichend Material zur histopathologischen und mikrobiologischen Diagnostik. Bei der Anwendung am Hüftgelenk zeigte sich in einem Fall eine Limitierung, bedingt durch die nicht ausreichende Eindringtiefe des Instruments bei einer Patientin mit Adipositas per magna. Die histologischen Proben deckten sich in 13 Fällen (86,7%), die mikrobiologischen Keimnachweisen in 12 Fällen (80%), jeweils referenziert auf die tiefen, offenen Gewebeproben.
Das Retroforce Biopsieinstrumentarium ist in unserer Anwendungsbeobachtung ein sicheres und bislang komplikationsfreies Verfahren zur Gewinnung von Biopsien als Ergänzung der etablierten Verfahren bei V.a. eine implantatassoziierte Infektion. Das Instrument bietet die Möglichkeit mit überschaubarem Aufwand histologische und mikrobiologische Gewebeproben ohne zusätzliche Operation zu gewinnen. Bezüglich der Wertigkeit der Ergebnisse im Vergleich zu tiefen, repräsentativen Proben, insbesondere auch im Vergleich zu Proben aus dem Implantat-Knochen Interface, lässt sich auf Grund der bislang kleinen Stichprobe keine klare Aussage treffen. Wir hoffen jedoch diese Ergebnisse zeitnah zeigen zu können.