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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014)

28.10. - 31.10.2014, Berlin

Polytraumaversorgung an einem Schweizer Zentrum: Worin unterscheidet sich die Behandlung primär versorgter versus sekundär zuverlegter Patienten?

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Kai Kornmann - Kantonsspital Aarau, Aarau, Switzerland
  • Christoph Reemts - Kantonsspital Aarau, Aarau, Switzerland
  • Nikolaus Renner - Kantonsspital Aarau, Aarau, Switzerland
  • Thomas Gross - Kantonsspital Aarau, Aarau, Switzerland

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocPO26-778

doi: 10.3205/14dkou802, urn:nbn:de:0183-14dkou8026

Veröffentlicht: 13. Oktober 2014

© 2014 Kornmann et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Im Rahmen der hochspezialisierten Medizin sind seit 2012 in der Schweiz nur noch ausgewählte Zentren zur Versorgung von Schwerverletzten zugelassen. Somit ist längerfristig u.a. mit einer Zunahme von Frühverlegungen in diese Zentren zu rechnen. Wir interessierten uns für die Unterschiede in den Charakteristika zwischen primär vom Unfallort eingetroffenen vs. sekundär aus einem anderen Spital zuverlegten Verletzten an unserem Traumazentrum.

Methodik: Retrospektive Analyse der 2010-2012 in einem Schweizer Zentrumspital notfallmässig versorgten (innert ≤24h, direkte Verlegung von Notfallstation) Polytraumata (=Injury Severity Score, ISS≥16 & mind. zwei betroffene Abbreviated Injury Scale, AIS-Körperregionen). Mean±SD; T-test, chi-square; p<0.05.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Im Beobachtungszeitraum wurden n=896 Patienten mit einem Verletzungsgrad newISS (NISS) >8 notfallmässig versorgt. Davon qualifizierten n=252 als Polytrauma: 182 (72%) wurden primär versorgt (Gruppe A) vs. 70 (28%) zuverlegt (Gruppe B). Es fand sich kein Unterschied bzgl. Geschlecht (Männer in A:75% vs. B:71%), Alter (Jahre, A:54±20; B:54±21) oder Traumaschwere gemäss Injury Severity Score (ISS, A:25±9, B:23±6). Die primär Behandelten wiesen eher schwerere (AIS) Abdominal- (p=0.009) oder Thoraxverletzungen (p=0.044) auf. 14,8% (n=27) in Gruppe A vs. 8,6% (n=6) in Gruppe B verstarben im Spital (p=0.187), bei einer erwarteten Letalität gemäss Revised Injury Severity Classification (RISC)- Score von 15% in Gruppe A bzw. 14% in Gruppe B. Sämtliche radiologischen Schockraum (SR)-Untersuchungen wurden bei primärversorgten Pat. häufiger durchgeführt als bei sekundär Versorgten (je p≤0,001). Die erste SR-Diagnostik bzw. Röntgen-Thorax wie -Becken wurden bei primärversorgten Patienten signifikant früher durchgeführt als bei sekundär Zuverlegten (je p≤0,001), nicht jedoch abdominelle Sonographie FAST oder CT. Bzgl. Intensiv- oder Spitalaufenthaltsdauer (Tage, A:15±14 vs. B: 11±11; p=0,322) wie dem Pflegeaufwand (LEP) pro Patient während der Hospitalisation fand sich kein Unterschied zwischen den Beobachtungsgruppen.