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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014)

28.10. - 31.10.2014, Berlin

Notwendigkeit von weiterführender Bildgebung im Schockraum nach Reanimation durch das Lund University Cardiac Arrest System (LUCAS®)

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Karl Braun - Klinikum rechts der Isar, TU München, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, München, Germany
  • Florian Pohlig - Klinik für Orthopädie und Sportorthopädie, Klinikum Rechts der Isar, München, Germany
  • Markus Neumaier - Klinikum rechts der Isar, TU München, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, München, Germany
  • Karl-Georg Kanz - Klinikum rechts der Isar, TU München, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, München, Germany
  • Peter Biberthaler - Klinikum rechts der Isar, TU München, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, München, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocPO26-1128

doi: 10.3205/14dkou797, urn:nbn:de:0183-14dkou7976

Veröffentlicht: 13. Oktober 2014

© 2014 Braun et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Automatische Thoraxkompressionsgeräte, wie z.B. das LUCAS® System oder das Load Distributing Band (LDP; z.B. Autopulse®), werden zunehmend bei Reanimationen auch im Schockraum eingesetzt. Ein Vorteil liegt in der gleichmäßigen Thoraxkompression mit steter Kraft (100 Kompressionen/min mit 500 N beim LUCAS®), was eine verbesserte Organperfusion und häufigeres Erreichen eines Return of Sponatneous Circulation (ROSC) erzielt (1). Allerdings birgt die falsche Anlage dieser Systeme erheblich Risiken. Neben Sternumfrakturen, Rippenfrakturen und Pneumothoraces, stellen vor allem intraabdominelle Verletzungen mit 0-11% eine Gefahr für den Patienten dar (2). Insbesondere Leberverletzungen können durch einen hämorrhagischen Schock, nach initial erfolgreicher Reanimation, rasch zum Tod des Patienten führen.

Methodik: Wir präsentieren einen Fall eines 51-jährigen Patienten, welcher bei Kammerflimmern 45min mittels LUCAS® erfolgreich reanimiert wurde. Bei Eintreffen im erstbehandelnden Krankenhaus erfolgte bei stabilem Kreislauf die Koronarangiographie mit PTCA und Stenting der RCX und RIVA. Postinterventionell trat auf Intensivstation ein erneutes Kammerflimmern auf, woraufhin mittels LUCAS® reanimiert wurde. Die durchgeführte Re-Koronarangiographie erbrachte keinen Interventionsbedarf. Im weiteren Verlauf war der Patient zunehmend instabil mit distendiertem Abdomen, woraufhin die Zuverlegung über unseren Schockraum innerhalb des Traumanetzwerkes erfolgte.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: In der Schockraumdiagnostik (FAST, FACTT) zeigte sich freie intraabdominelle Flüssigkeit bei Leberruptur des Segment II mit großem Hämatom und beginnendem abdominellem Kompartment. Im Bereich des unteren Sternums zeigte sich eine deutliche Prellmarke des Reanimationsstempels, welche den linken Leberrand überlappte. Es erfolgte die Not-Operation mit Hämostase und temporärem Leber-Packing mit Bauchtüchern. Hierunter konnte der Patient ausreichend stabilisiert werden.

Die Verwendung von automatischen Thoraxkompressionsgeräten stellt eine Erleichterung in der kardiopulmonalen Reanimation dar. Dem Vorteil der maschinellen Wiederbelebung steht jedoch im Vergleich zur manuellen Thoraxkompression eine mit 13% erhöhte Komplikationsrate gegenüber (3,4). Zwar sind intraabdominelle Verletzungen selten, jedoch enden diese häufig letal. Gerade das Erkennen von Leberverletzungen gestaltet sich bei reanimierten Patienten schwierig (Analgosedierung, Beatmung). Daher ist es entscheidend, bei kreislaufinstabilen Patienten nach Reanimation und ohne Kenntnis der ursächlichen Störung, rechtzeitig eine Schockraumdiagnostik zu veranlassen um mögliche Therapieschritte unverzüglich einzuleiten.