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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014)

28.10. - 31.10.2014, Berlin

Erstbeschreibung der Kombination einer Coalitio cuboideum-naviculare mit einer geschlossenen Ruptur der Sehne des M. tibialis anterior – Fallbericht und Literaturübersicht

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Josephine Berger - Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Abteilung für Trauma-, Hand- und Rekonstruktive Chirurgie, Hamburg, Germany
  • Alexander Spiro - Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Abteilung für Trauma-, Hand- und Rekonstruktive Chirurgie, Hamburg, Germany
  • Johannes Maria Rueger - Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Abteilung für Trauma-, Hand- und Rekonstruktive Chirurgie, Hamburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocPO25-122

doi: 10.3205/14dkou781, urn:nbn:de:0183-14dkou7810

Veröffentlicht: 13. Oktober 2014

© 2014 Berger et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Gibt es einen Zusammenhang zwischen einer Coalitio cuboideum-naviculare (CCN) und der Ruptur der Sehne des M. tibialis anterior (SMTA)?

Die Ruptur der SMTA ist ein seltener Zustand. In der Literatur zeigen sich von 1905-2013 220 Fälle. Als Hauptursache für geschlossene Rupturen der SMTA wird die Degeneration der Sehne durch wiederholte Mikrotraumen am Retinaculum inferior, Steroide, Rheuma, entzündliche Gelenkerkrankungen, Infektionen, Ischämie, Diabetes, Gicht oder ein Hyperparathyroisimus gesehen.

Eine tarsale Coalition ist eine Verbindung zwischen zwei Fußwurzelknochen. Die Inzidenz der tarsalen Coalitio wird auf 1% geschätzt, hiervon zu 90% talocalcanear oder calcaneonavicular. Die CCN ist in der Literatur mit weniger als 30 Fällen beschrieben. Als Ursache wird eine vererbte Trennungsunfähigkeit in der Schwangerschaft angenommen, aber auch erworbene Ursachen diskutiert. 1/3 der Patienten mit einer schmerzhaften CCN weisen laut Literatur eine Fußabnormalität auf. Am häufigsten wurden Valgusdeformität, reduzierte subtalare Beweglichkeit und ein Peronealspasmus beschrieben.

Methodik: Ein 47-jähriger Patient erlitt beim Tennisspielen einen plötzlichen Schmerz im linken Fuß mit anschließend reduzierter Dorsalextension. Er hatte keine Vorerkrankungen. Bei der klinischen Untersuchung fiel zusätzlich eine Pes valgus et abductus Fehlstellung auf. Im Röntgenbild wurde keine Fraktur, aber die seltene CCN nachgewiesen. Ein MRT sicherte die klinische Diagnose einer Ruptur der SMTA. Es wurde die Indikation zur Sehnenrekonstruktion gestellt.

Für 6 Wochen postoperativ erhielt der Patient eine Unterschenkelgipsschiene.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Pathologie zeigte degenerative Sehnenveränderungen. Bei der klinischen Reevaluation des Patienten nach 6 Jahren war der Patient schmerzfrei mit normalen Gangbild (AOFAS 95/100 Punkte).

Die Ruptur der SMTA sollte immer als Differentialdiagnose bei Patienten mit reduzierter Dorsalextension erwogen werden, denn die Kraft des M. tibialis anterior macht 80 % dieser Bewegung aus. Zur restitutio ad integrum wird eine operative Versorgung der Sehnenruptur empfohlen. Die Art der Operation hängt von der Lokalisation der Ruptur ab.

Symptomatische CCN sollten immer zunächst konservativ behandelt werden. Erst wenn sich hierdurch keine Schmerzlinderung erreichen lässt, sollte eine OP erwogen werden.

In unserem Fall nehmen wir an, dass ein Langzeitstress auf die SMTA durch die bestehende Fußdeformität, welche durch die CCN verursacht sein könnte, die Sehnenruptur gefördert hat.

Das Poster stellt die Möglichkeiten der Therapie einer Ruptur der SMTA und der CCN dar und gibt zudem einen Überblick über die aktuelle Literatur.