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Überkorrigieren wir mit der Titanstellschraube? Ein radiologischer Vergleich mit dem neuen knotenlosen TightRope®-System bei akuter Syndesmosenverletzung
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Veröffentlicht: | 13. Oktober 2014 |
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Fragestellung: Akute Syndesmosenverletzungen können sowohl isoliert als auch mit einer Fraktur einhergehen. Für das klinische Outcome ist die korrekte Reposition und Retention in der incisura tibiofibularis von entscheidender Bedeutung. Die Stabilisierung kann sowohl mittels knotenlosem TightRope®-System (kTRS) als auch mittels Titanstellschraube (TSS) erfolgen. Während die TSS nach 6 Wochen wieder entfernt wird verbleibt das semirigide TightRope®-System in situ. Für die Beurteilung der Syndesmosenregion im nativ radiologischen Bild stehen dem Operateur prä- wie auch postoperativ drei etablierte Landmarken zur Verfügung. Der tibiofibular clear space (TFCS), das tibiofibular overlap (TFO) und der medial clear space (MCS). Ob im Verlauf ein nativ radiologisch messbarer Korrekturverlust nach erfolgter Stabilisierung eintritt und ob es Unterschiede zwischen beiden Stabilisierungsverfahren gibt sind die wissenschaftlichen Fragen dieser Studie.
Methodik: Im Zeitraum 2011 bis 2013 wurden prospektiv randomisiert (EbM Level I) n=28 Patienten mit akuter Syndesmosenverletzung erfasst (isoliert=14; Weber B=4; Weber C=2; Maisonneuve=8). Mittels kTRS wurden (n=15; 18-52 Jahre, Ø34) und mittels TSS (n=13; 18-48 Jahre, Ø32) versorgt. Intraoperativ erfolgte bei allen Patienten eine Stellungskontrolle mit dem ARCADIS® Orbic 3D Fa. Siemens im Seitenvergleich. Radiologische Kontrollen erfolgten direkt postoperativ (T1), 6 Wochen (T2) und 6 Monate post Op (T3). Alle Röntgenaufnahmen erfolgten unbelastet im sog. mortise view. Als Referenz erfolgte eine radiologische Aufnahme der unverletzten Gegenseite. Die Auswertung erfolgte mittels SPSS 21.0 unter Verwendung eines T-Tests sowie mittels einer Varianzanalyse.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Auf der unverletzten Gegenseite betrug der durchschnittliche TFCS 5,1 mm, das TFO 4,7 mm und der MCS 3,0 mm. Zum Zeitpunkt T1 (direkt postoperativ) zeigte sich für die TSS durchschnittlich ein TFCS von 4,9 mm, ein TFO von 4,9 mm und ein MCS von 3,6 mm. Im Vergleich hierzu konnte in der kTRS Gruppe ein TFCS von 5,5 mm,ein TFO von 4,2 mm und ein MCS von 3,5 mm ohne statistisch relevanten Unterschied gegenüber der TSS gemessen werden. Nach Entfernung der TSS zum Zeitpunkt T2 (6 Wochen post op) blieb der TFCS mit 4,9 mm gleich, das TFO verringerte sich von 4,9 mm auf 4,0 mm. In der kTRS Gruppe blieben die Messwerte nahezu gleich mit 5,6 mm (TFCS), 3,4 mm (TFO) und 3,5 mm (MCS). Auch 6 Monate postoperativ zeigten sich zwischen beiden Gruppen radiologisch keine signifikanten Unterschiede. Innerhalb der Gruppe der TSS erweiterte sich jedoch der TFCS signifikant (p=0,004) im Vergleich zur Voruntersuchung T1 zu T3 von 4,9 mm auf 5,9 mm. Korrespondierend hierzu reduzierte sich das TFO signifikant von 4,9 mm auf 3,6 mm (p=0,025). Somit gibt es im radiologischen Vergleich keinen Unterschied zwischen beiden Stabilisierungsverfahren jedoch innerhalb der TSS Gruppe nach Belastung einen Korrekturverlust von 1,3 mm. Wir sehen die Überkorrektur bei Einbringung der TSS als ursächlich an.