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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014)

28.10. - 31.10.2014, Berlin

23-jähriger Mann mit Epiphysiolysis capitis femoris bei hypogonadotropen Hypogonadismus. Ein Fallbericht

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Lars Goebel - Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, Zentrum für Experimentelle Orthopädie, Homburg, Germany
  • Bettina Friesenhahn-Ochs - Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Innere Medizin II, Homburg, Germany
  • Felix Bachelier - Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, Homburg, Germany
  • Dieter M. Kohn - Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, Homburg, Germany
  • Olaf Lorbach - Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, Homburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocPO21-822

doi: 10.3205/14dkou728, urn:nbn:de:0183-14dkou7284

Veröffentlicht: 13. Oktober 2014

© 2014 Goebel et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die Epiphysiolysis capitis femoris (ECF) ist eine Erkrankung, die Jungen dreimal häufiger betrifft. Typisches Erkrankungsalter ist zwischen 9 und 13 Jahren. Ursächlich werden u.a. Übergewicht, Wachstumsphasen, mechanische Überbeanspruchung oder hormonelle Störungen, wie z.B. Hypogonadismus, angesehen. Wir berichten über den Fall eines 23-jährigen Heizungsmonteurs mit einer ECF bei einem nicht diagnostizierten hypogonadotropen Hypogonadismus.

Methodik: Der Patient berichtete seinem Hausarzt über seit zwei Monaten persistierende Beschwerden im Bereich der rechten Hüfte; dieser überwies daraufhin den Patienten zur Röntgenuntersuchung. Dort wurde eine ECF rechts diagnostiziert und die Aufnahme zur operativen Versorgung in unserer Abteilung indiziert. Bei stationärer Aufnahme zeigte sich ein normalgewichtiger Patient (182 cm, 74 kg, BMI 22,3 kg/m²) mit einem kindlichen Habitus und gering ausgebildeten sekundäre Geschlechtsmerkmalen (spärliche Körperbehaarung, Genitalentwicklung Tanner II, kein Stimmbruch). Nach entsprechender Vorbereitung erfolgte die operative Versorgung mittels ISO-C-3D-Scans-navigierter therapeutischer Hüftkopfspickung rechts und prophylaktischer Spickung links, das rechte Bein für 6 Wochen unter Sohlenkontakt entlastend bei erlaubter, schmerzadaptierter Vollbelastung links. Bei Verdacht auf ein syndromales Leiden wurde eine Umfelddiagnostik eingeleitet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Der postoperative Verlauf gestaltete sich aus orthopädischer Sicht regelhaft. Eine Skelettalterbestimmung mittels Röntgen der linken Hand d. p. ergab ein Skelettalter von ca. 13,5 Jahren. Die Knochendichtemessung der LWS erbrachte den Nachweis einer Osteoporose bei einem T-Score von -3,7 und einer Knochendichte von 0,689 g/cm². Nach Einleitung der endokrinologischen Diagnostik erfolgte laborchemisch der Nachweis eines hypogonadotropen Hypogonadismus. Im craniellen MRT zeigte sich ein Mikrodadenom der Hypohyse (3x5 mm), eine geringe Hypoplasie des Bulbus olfactorius rechts sowie des Sulcus olfactorius beidseits ohne Anhalt für eine Balkenagenesie. Sonografisch erfolgte der Nachweis einer Hodendysgenesie beidseits (Volumen je ca. 2 ml) und Ausschluss einer Nierenagenesie. Mittels Riechprüfung wurde eine hochgradige Hyposmie nachgewiesen. Bei klinischem Verdacht auf ein Kallmann-Syndrom erfolgte ein Gentest ohne Nachweis einer pathologischen Mutation im KAL1-Gen. Eine Therapie mit Testosteron (50 mg/d) und Cholecalciferol (20.000 IE/Woche) wurde eingeleitet. Die gemeinsame Weiterbehandlung des Patienten erfolgt durch die endokrinologischen und orthopädischen Abteilungen. Der Patient ist mit der aktuellen Therapie zufrieden, ihm wurde eine Umschulung auf einen Beruf mit geringerer körperlicher Belastung angeraten.

In der Literatur sind nur wenige Fallberichte über die ECF bei Erwachsenen publiziert. Zusammenfassend sollte auch an diese seltene Ursache von atypischen Hüftbeschwerden gedacht werden, zumal bei Patienten mit hypogonadotropen Hypogonadismus.