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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014)

28.10. - 31.10.2014, Berlin

Erhöht eine präoperative Flugreise das Thromboserisiko nach primärer Knie- und Hüftendoprothetik?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Mustafa Citak - HELIOS ENDO-Klinik Hamburg, Hamburg, Germany
  • Eduardo Suero - Hospital for Special Surgery, New York, United States
  • Till Orla Klatte - Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
  • Johannes Lenhart - HELIOS ENDO-Klinik Hamburg, Hamburg, Germany
  • Thorsten Gehrke - HELIOS ENDO-Klinik Hamburg, Hamburg, Germany
  • Daniel Kendoff - HELIOS ENDO-Klinik Hamburg, Hamburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocPO21-472

doi: 10.3205/14dkou724, urn:nbn:de:0183-14dkou7240

Veröffentlicht: 13. Oktober 2014

© 2014 Citak et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Der Medizin Tourismus wird in den letzten Jahren immer mehr in Anspruch genommen. Das bedeutet, dass sich die Patienten immer häufiger in Spezialzentren behandeln lassen und dabei meist eine lange Anreisedauer in Kauf nehmen. Nach längeren Flugreisen können bekanntermaßen Thrombosen auftreten. Ebenso trägt der künstliche Gelenkersatz ein intrinsisches Risiko für venöse Thromboembolien. Es ist jedoch nicht bekannt, ob eine präoperative Flugreise das Thromboserisiko nach primärer Knie- und Hüftendoprothetik erhöht. Das Ziel der vorliegenden retrospektiven Kohortenstudie war es herauszuarbeiten, ob Patienten mit einer präoperativen Flugreise mit einer Flugzeit von mindestens mehr als 4 Stunden ein höheres Thromboserisiko nach primärer Knie-oder Hüftendoprothetik haben als Patienten ohne Anreisedauer länger als 30 Minuten.

Methodik: Zwischen Januar 2007 und Dezember 2012 wurden 245 Patienten mit einer primären Knie- oder Hüftendoprothetik mit einer präoperativen Flugreise mit einer Flugzeit von mehr als 4 Stunden in unserer Klinik behandelt. Patienten mit Anamnese einer Thrombose, einer Lungenembolie oder einem Schlaganfall wurden aus der Studie ausgeschlossen. Weitere Ausschlusskriterien waren: Vorhofflimmern, Tumorerkrankung in der Anamnese, Charlson Komorbiditätsindex > 3, Medikation mit Phenprocoumon, andere Antikoagulation als Enoxaparin-Natrium 40 und Body Mass Index (BMI) größer 35 kg/m2. Insgesamt erfüllten 156 Patienten (n=88 Hüftendoprothesen; n = 68 Knieendoprothesen) die Ein-und Ausschlusskriterien und wurden in die Studie eingeschlossen. Aus der gleichen Datenbank wurden randomisiert 245 Patienten mit primärer Hüft- oder Knieendoprothetik ohne Bus-, Flug- oder Autoreise länger als 30 Minuten ausgewählt. In der Kontrollgruppe erfüllten 187 Patienten (n = 92 Hüftendoprothesen; n = 95 Knieendoprothesen) die Ein-und Ausschlusskriterien und wurden in die Studie eingeschlossen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Thromboserate nach primärer Knie- und Hüftendoprothetik bei Patienten mit einer präoperativen Flugreise lag bei 2,6% und ohne Flugreise bei 1,6% (OR=1,6; 95%-CI=0,36-7,33). Die Thromboserate nach primärer Knieendoprothetik zeigte sich tendenziell höher in der Gruppe mit präoperativer Flugreise mit 6,3% verglichen zu Patienten ohne Flugreise mit 3,3%. Aber auch hier fanden sich keine signifikanten Unterschiede (OR=1,9; 95%-CI=0,41-8,86). Sowohl bei Patienten mit präoperativer Flugreise als auch Patienten ohne präoperative Flugreise traten keine Thrombosen nach primärem Hüftgelenkersatz auf. Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass eine präoperative Flugreise vor geplanter primärer Knie- und Hüftendoprothetik das Thromboserisiko nicht weiter erhöhen. Weitere klinische Studien mit höheren Patientenzahlen sind jedoch gerechtfertigt, da die Thromboserate bei Patienten mit präoperativer Flugreise tendenziell höher waren.