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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014)

28.10. - 31.10.2014, Berlin

Der Oktaederquerschnitt einer Revisionsprothese im geschwächten Knochenlager des Femurs – Histologische Befunde an einem Femur-Revitan-Explantat 4 Monate postoperativ

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Franz Walter Koch - St. Josef Hospital, Troisdorf, Germany
  • Michael Hahn - IIOBM, Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Hamburg, Germany
  • Andreas Becker - St Josef Hospital, Orthopädie-Unfallchirurgie, Troisdorf, Germany
  • Michael Amling - IIOBM, Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Hamburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocPO20-440

doi: 10.3205/14dkou710, urn:nbn:de:0183-14dkou7109

Veröffentlicht: 13. Oktober 2014

© 2014 Koch et al.
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Gliederung

Text

Einleitung und Fragestellung: Die derzeit gängigen zementfreien Femur-Revisionsschäfte unterscheiden sich vorwiegend durch ihre distale Schaftkonfiguration. Revisionsschäfte mit der üblichen sternförmigen Anordnung von rotationsstabilisierenden Längsrippen weisen schmalgradige und stark prominente Kontaktflächen auf. Der hier zu untersuchende kurvierte Revitan-Revisionschaft hingegen unterscheidet sich durch eine Oktaedergeometrie seines Schaftquerschnittes mit rundlich zulaufenden Exkavationen und der Möglichkeit der breitflächigen Osteointegration. Zu überprüfen war, ob dieser Schaft in einem extrem geschwächten Knochenlager genügend Primärstabilität gegen axiale und rotatorische Kräfte aufbringt, um eine ungestörte Osteointegration zu gewährleisten.

Material und Methode: Ein 76-jähriger Rheumatiker mit einer seit 21 Jahren dosisvariablen c.p.-Dauertherapie und endoprothetischem Ersatz beider Hüftgelenke und des linken Kniegelenkes mit Femur-Wechselprothetik links, erlitt 125 Tage nach Implantation eines Revitanschaftes der linken Hüfte einen Ermüdungsbruch des Femurs . Es bestand ein Non Union Severity Score (NUSS) von 88 und damit die Indikation für die Implantation eines totalen Femurersatzes. Das asservierte Präparat wurde nach Alkoholfixierung und Kontaktradiographie mittels Diamantbandsäge in 3 repräsentativen Ebenen aufgetrennt, zu unentkalkten Dünnschliffpräparaten aufgearbeitet und mit Toluidinblau gefärbt.

Ergebnis und Schlussfolgerung: Der proximale Revitanschaftanteil zeigt in nur etwa einem Drittel seiner Zirkumferenz einen knöchernen Anbau, er ist vorwiegend bindegewebig fixiert.

Die Knochenneubildung im mittleren und distalen Schaftdrittel an den Eckpunkten des Oktaeders-Schaftes hingegen ist kompakter. An den cortikalisfernen konkaven Oberflächen des Schaftes findet sie mehr trabekelartig statt. Die knöcherne Abstützung des Implantates erfolgt durch fingerartig ausgebildete Knochenanteile, die sich primär an den kortikalisnahen Abschnitten des Implantates und seitlich in den kortikalisnahen Oktaederausbuchtungen finden. Indirekte Zeichen einer Instabilität liegen somit nicht vor.

Erstmals konnte in einem äußerst ersatzschwachen Knochenlager die ungestörte Einheilung einer Revisionsprothese mit Oktaederquerschnitt histopathologisch nachgewiesen werden.. Die in Kadaverversuchen nachgewiesene stabile Mehrpunktabstützung dieses Schaftes findet ihr histologisches Korrelat in einer ungestörten appositionellen Knochenneubildung an den breitflächig stabilisierenden Oktaeder-Eckpunkten. Die oft direkte Osteoblastenanlagerung auf der Implantatoberfläche wird methodenbedingt ausschnittsweise nur in den hier vorgegebenen 3 Betrachtungsebenen nachgewiesen. Diese Befunde beweisen, dass die Mehrpunktverklemmung des Revitanschaftes die Osteointegration am Interface gegen störende Relativbewegungen abschirmt.