Artikel
Minimalisierung von Zugangswegen zur knöchernen, vorderen Brustwand zur Korrektur von Brustwandfehlbildungen – Untersuchungen am Leichenthorax
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 13. Oktober 2014 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Zugangswege zur vorderen Brustwand bei Korrekturen angeborener Deformitäten sind häufig sehr ausgedehnt beschrieben.
Gibt es Möglichkeiten einer Minimalisierung operativer Zugangswege zur Brustwand unter Wahrung der Erreichbarkeit aller zu korrigierenden Regionen?
Methodik: Es wurde eine Messreihe möglicher Zugangswege an 13 Leichenthoraces durchgeführt.
Die Zugänge waren median-sternal 12, 15 und 18 cm Länge, über den Rippenbögen 4 und 6cm, sowie beidseits axillär 4 und 6 cm.
Nach Festlegung je eines Referenzpunktes wurde der Zugang in Höhen- und Breitenausdehnung genau vermessen. Es wurde ein Wundretraktor (Alexis, Applied Medical) eingesetzt und die Messungen wiederholt. Nach Mobilisierung der subcutanen Weichteile wurde mittels Hakenzug nacheinander in o.g. Richtungen die maximal erreichbare Distanz vom Referenzpunkt bestimmt.
Nach jeder Messserie wurde der Zugang auf die nächste Größe verlängert und erneut gemessen.
Die Werte der Messreihen wurden als Register erfasst und mittel Excel sowie SPSS ausgewertet. Aus den gemessenen Längen wurde die einsehbare Fläche errechnet, anschliessend erfolgte der Gruppenvergleich verschiedener Messreihen und Zugangslängen.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Durch Einsatz des Alexisretraktors wird ein Weichteilfenster zirkulär offen gehalten und bietet einen guten Blick auf die darunter liegende Brustwand, während beim reinen Hakenzug die Wunde schmal und eng gezogen wird, mit verminderter Einsicht. Die erreichbaren Flächen sind in diesen Gruppen bei allen Messungen statistisch vergleichbar ohne signifikanten Unterschied.
Die subcutane Weichteilmobilisierung erhöht die erreichbare Fläche der Brustwand signifikant, am Rippenbogen etwa vierfach, axillär sogar 6,5-10-fach.
Durch die jeweilige Verlängerung eines Zugangswegs wurde auch die erreichbare Fläche größer. Sternal war der Benefit von 12 auf 15 cm (1,4x) größer als von 15 auf 18 cm (1,2x) Zugangslänge. Am Rippenbogen vergrößerte sich die erreichbare Fläche beim 6 cm Zugang um etwa den Faktor 1,4, axillär um etwa das 1,9-fache Flächenmaß.
Zusammenfassend können wir aus den experimentellen Erkenntnissen schlussfolgern, dass ein Großteil der vorderen Brustwand durcheine Kombination der untersuchten limitierten Schnitte zugänglich wird. Zumindest die Schlüsselpositionen einer Brustwandkorrektur, nämlich der peristernale Region und die Rippenbögen sind komplett erreichbar. Bei weit lateral gelegenen Rippendeformitäten ermöglicht der axilläre Zugang eine suffiziente Übersicht in dieser Region, was eine Minimierung des Medianzugangs zulässt.
Diese Erkenntnisse können zukünftig auch für die operative Versorgung frakturierter Rippen von entscheidender Bedeutung sein. Verwendet man über die beschriebenen Zugangswege dann noch spezielle Instrumente, die über die Zugangsgrenzen hinaus wirken können, wie z.B. gewinkelte Schraubendreher uvm, so ermöglichen die Minimalzugänge das Erreichen nahezu jeder gewünschten Region der Brustwand.