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Die Chordektomie als Ultima Ratio therapierefraktärer Schmerzen bei metastasiertem Tumorgeschehen
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Veröffentlicht: | 13. Oktober 2014 |
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Fragestellung: Die multimodale Schmerztherapie bei ossär metastasierten Erkrankungen stellt eine interdisziplinäre Herausforderung im klinischen Alltag dar. Hier kommen regelhaft eine Vielzahl operativer und nicht operativer Verfahren zum Einsatz, unter denen eine kontrollierte Schmerzreduktion erzielt werden kann. Die palliative Chordektomie ist hierbei als Rarität in der Wirbelsäulenchirurgie zu sehen.
Methodik: Wir zeigen den Behandlungsverlauf eines 28-jährigen Patienten mit einem polytop ossär und epidural metastasierem papillären Nierenzellkarzinom und konsekutiver Entwicklung einer Paraparese der unteren Extremität. Bei ausgeprägter epiduraler Raumforderung der Wirbelkörper BWK8 bis LWK2 und entsprechender Eingengung des Spinalkanals erfolgte zunächst eine Hemilaminektomie BWK 10/11 plus Tumorresektion. Dieses führte zunächst zu einer Verbesserung der neurologischen Ausfallssymptomatik. Im weiteren Verlauf kam es jedoch zu einer sukzessivem Schmerzexazerbation und progredienten Entwicklung einer Paraparese der unteren Extremität mit begleitender Harninkontinenz. Unter Ausschöpfung der zur Verfügung stehenden maximal dosierten Opiattherapie, Ko-Analgetika, perkutanen Radiatio sowie Anlage eines Periduralkatheters zeigten sich die Schmerzen therapierefraktär. Als Ultima Ratio Therapie erfolgte die Chordektomie auf Höhe Th5.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Im postoperativen Verlauf zeigte sich nach wenigen Tagen bereits eine signifikante Regredienz der initial geäußerten Schmerzsymptomatik. Die präoperativ hochdosierte analgetische Therapie entsprechend der WHO Stufe III konnte im Verlauf deutlich reduziert werden. Die im Rahmen des Tumorprogresses progrediente neurologische Ausfallssymptomatik korrespondierend mit der Höhenlokalisation der Tumorinfiltration war postoperativ unverändert.
Wir zeigen in dem vorliegendem Fall eine palliative operative Therapie nach frustraner Ausschöpfung aller zur Verfügung stehenden Verfahren zur kontrollierten analgetischen Therapie. In der Literatur finden sich wenige anerkannte Indikationen zur operativen Chordektomie wie die posttraumatische Syringomelie mit einhergehenden brennenden Dysästhesien, progressiver Spastik und die Entwicklung eines therapierefraktären Schmerzsyndroms. Die Operation dient primär der Schmerzkontrolle und sekundär der Eindämmung der weiteren Tumorausbreitung. Der beschriebene Fall präsentiert eine hochindividuelle irreversible Vorgehensweise der wirbelsäulenspezifischen Tumorchirurgie.