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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014)

28.10. - 31.10.2014, Berlin

Prognostische Faktoren für PatientInnen mit Wirbelsäulenmetastasen – Reevaluierung in rezentem Datensatz 2005-2010

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Christine Wibmer - Medizinische Universität Graz, Universitätsklinik für Orthopädie, Graz, Austria
  • Miroslav Dardic - Medizinische Universität Graz, Universitätsklinik für Orthopädie, Graz, Austria
  • Elke Verena Fröhlich - Medizinische Universität Graz, Graz, Austria
  • Lisa Stadlmüller - Medizinische Universität Graz, Medizinische Informatik, Statistik u. Dokumentation, Graz, Austria
  • Andrea Berghold - Medizinische Universität Graz, Medizinische Informatik, Statistik u. Dokumentation, Graz, Austria
  • Andreas Leithner - Medizinische Universität Graz, Universitätsklinik für Orthopädie, Graz, Austria

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocPO17-470

doi: 10.3205/14dkou670, urn:nbn:de:0183-14dkou6700

Veröffentlicht: 13. Oktober 2014

© 2014 Wibmer et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die Behandlung vertebraler Metastasen erfolgt im palliativen Setting, primum nihil nocere bedeutet hier Symptome lindern, ohne die Lebensqualität durch den Eingriff zu mindern. Für die Entscheidung ob chirurgische oder konservative Therapieoptionen für die PatientInnen passender sind, wurden mehrere präoperative Scoringsysteme entwickelt und in verschiedenen Untersuchungen validiert (Tokuhashi original und revised, Tomita, vdLinden, Bauer original und modifiziert). Ob die früheren Ergebnisse auch in aktuellem Datensatz noch gültig sind, wurde mit dieser Untersuchung beantwortet.

Methodik: Retrospektiv wurden 196 PatientInnen, die zwischen 2005 und 2010 Wirbelsäulenmetastasen entwickelt haben, mit einem mindest-Follow-up von 12 Monaten und Vollständigkeit der zur Berechnung der Scores notwendigen Daten in die Studie eingeschlossen. Prognostischer Wert der Einzelfaktoren, wie Primärtumor, viszerale Metastasen, Allgemeinzustand, Anzahl Knochenmetastasen, pathologische Wirbelfraktur, Neurologische Ausfälle ebenso wie die Scoringsysteme selbst wurden unter Verwendung von Kaplan-Meier-Schätzer und Cox Regressionsmodellen analysiert. Das Überleben wurde ab Auftreten der Wirbelmetastasen berechnet. Zum Zeitpunkt der Analyse waren lediglich 9% der PatientInnen am Leben, 65% wurden konservativ (systemische Therapie und/oder Bestrahlung) behandelt, 35% wirbelsäulenoperiert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Das mediane Überleben aller PatientInnen betrug 7 Monate (minimal fünf Tage, maximal 70 Monate), die beste Prognose zeigten Nieren- und BrustkrebspatientInnen mit 16 Monaten medianem Überleben, am kürzesten überlebten LungenkrebspatientInnen (3 Monate medianes Überleben). In schrittweiser multivariater Regression zeigten zeigten viszerale Metastasen (p< 0,0001, HR 4,77) Primärtumor (p=0,0004, HR 2,05) und Allgemeinzustand (p >0,0001, HR 2,70) den größten Einfluss auf das Überleben. Ohne signifikanten Einfluss blieben Neurologische Ausfälle (p=0,1729) und Alter (p=0,0831). Die Hazard Ratio aller Scores (absolut) war statistisch signifikant: ein besserer Score bedeutet längeres Überleben. Die Unterscheidung der Überlebensdauer in den vorgeschlagenen prognostischen Gruppen der Scores war nur bei Tokuhashi original, Bauer original und modifiziert signifikant (p>0,0001), bei Tokuhashi revised, Tomita und vdLinden gelang die Unterscheidung zwischen guter und mäßiger Prognose nicht signifikant.

In bereits drei an unserer Klinik untersuchten Datenkollektiven konnte für die Scoringsysteme Bauer original und modifiziert durchgehend valide Unterscheidung der einzelnen prognostischen Gruppen gezeigt werden. Zusätzlich zur gezeigten größten Unabhängigkeit vom Kollektiv empfiehlt sich Bauer modifiziert aufgrund der unkomplizierten Anwendung mit nur vier positiven Faktoren: Abwesenheit viszeraler Metastasen, solitäre Knochenmetastase, als Primum nicht Lungenkrebs, als Primum Brustkrebs oder Multiples Myelom.