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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014)

28.10. - 31.10.2014, Berlin

Erheblicher Mehraufwand oder schnell erledigt: Wie viel Zeit beansprucht das „Team-Time-Out“?

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Daniel Berning - Institut für Patientensicherheit (IfPS) der Universität Bonn, Bonn, Germany
  • Daniela Renner - Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), Berlin, Germany
  • Christian Thomeczek - Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI56-351

doi: 10.3205/14dkou408, urn:nbn:de:0183-14dkou4082

Veröffentlicht: 13. Oktober 2014

© 2014 Berning et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: OP-Checklisten gelten als einfaches und effektives Werkzeug zur Verbesserung von Patientensicherheit. Das kurzzeitige Pausieren aller Tätigkeiten vor OP-Beginn zur Bearbeitung der OP-Checkliste im Sinne eines „Team-Time-Out“ (TTO) erfordert jedoch einen zusätzlichen zeitlichen Mehraufwand. Der erwartete negative Einfluss auf die Effizienz des OP Betriebs stellt daher eine Barriere für die Implementierung von OP-Checklisten dar. Im Rahmen der internationalen WHO Initiative „Action on Patient Safety: High 5s“ haben 16 deutsche Krankenhäuser seit 2010 systematisch eine standardisierte Handlungsempfehlung zur Vermeidung von Eingriffsverwechslungen (standardized operating procedure „Correct Site Surgery“ (SOP CSS)) implementiert. Ein zentraler Bestandteil der SOP ist ein TTO, welches anhand der High 5s OP-Checkliste durchgeführt und dokumentiert wird. Um den zusätzlichen zeitlichen Mehraufwand für diese Patientensicherheitsmaßnahme genauer quantifizieren zu können, haben wir die Dauer des TTO in den Projektkrankenhäusern gemessen.

Methodik: Alle im September 2013 noch aktiv am High 5s Projekt teilnehmenden deutschen Krankenhäuser (n=10) konnten sich an der Messung des TTO beteiligen. Während eines definierten Zeitraumes von 48 Stunden sollte bei jedem Eingriff, einschließlich Notfalleingriffen, die Zeit gemessen werden, die für die Durchführung und die Dokumentation des TTO benötigt wurde. Verantwortlich für die Zeitmessung war ein frei bestimmbares Mitglied des OP-Teams. Die papierbasiert erfassten Daten wurden durch das Institut für Patientensicherheit statistisch ausgewertet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: 7 von 10 Projektkrankenhäusern unterschiedlicher Versorgungsstufen haben sich an der Messung des TTO beteiligt. Bei 204 von 242 erfassten Eingriffen wurde die Dauer des TTO gemessen. Im Mittel dauerte das TTO 57 Sekunden. 50% aller TTO dauerten bis zu 45 Sekunden (Median), 75% aller TTO dauerten bis zu 68 Sekunden (oberes Quartil). In 96 % aller Fälle konnte das TTO innerhalb von 2 Minuten durchgeführt werden. 8 der 204 Messungen wurden bei Notfalleingriffen durchgeführt. Im Mittel dauerte das TTO bei Notfalleingriffen 59 Sekunden, der Median für Notfalleingriffe lag bei 49 Sekunden, das obere Quartil lag bei 65 Sekunden.

Der zeitliche Mehraufwand für ein TTO ist minimal und sollte daher keine Barriere für die Implementierung dieser Patientensicherheitsmaßnahme darstellen. Auch im Rahmen von Notfalleingriffen kann ein TTO in sehr kurzer Zeit durchgeführt werden. Es bedarf weiterer Untersuchungen, ob ein TTO durch frühzeitiges Erkennen und Vermeiden von Komplikationen insgesamt sogar Zeit einsparen und damit die OP Effizienz erhöhen kann.