gms | German Medical Science

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014)

28.10. - 31.10.2014, Berlin

Der AA-Genotyp des BCL2-938C>A-Polymorphismus – ein individuelles Risiko einer frühen aseptische Hüftprothesen-Lockerung

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Max Daniel Kauther - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Unfallchirurgie, Essen, Germany
  • Lena Fuest - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Orthopädie, Essen, Germany
  • Gina Kurscheid - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Orthopädie, Essen, Germany
  • Hagen Bachmann - Universitätsklinikum Essen, Institut für Pharmakogenetik, Essen, Germany
  • Marcus Jäger - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Orthopädie, Essen, Germany
  • Christian Wedemeyer - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Orthopädie, Essen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI49-1346

doi: 10.3205/14dkou344, urn:nbn:de:0183-14dkou3445

Veröffentlicht: 13. Oktober 2014

© 2014 Kauther et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Fragestellung: Die partikel-induzierte Osteolyse ist der Hauptgrund für das Langzeitversagen von Hüftprothesen. In-vitro und in-vivo Untersuchungen an Mäusen vermuten eine Beeinflussung der Protheselockerung durch Unterschiede der Apoptoserate. Das BCL2 Gen hat eine Schlüsselrolle bei der Apoptose im Knochenstoffwechsel. In dieser Studie untersuchen wir den Einfluss verschiedener Genotypen des BCL2-938C>A-Polymorphismus auf die Standzeit von Hüftendoprothesen an einem Kollektiv von 465 Patienten.

Methodik: Die DNA wurde aus Mundschleimhautabstrichen von 465 Patienten gewonnen. Von diesen hatten 234 eine aseptische Prothesenlockerung. 231 Patienten mit Hüftprothesen-Erst-Implantation dienten als Kontrollgruppe. Die DNA wurde extrahiert und die BCL2-Genotypen über Slowdown PCR und Pyrosequenzierung bestimmt. Die Verteilung der drei Genotypen AA, CA und CC innerhalb des BCL2-938C>A-Einzelnukleotid-Polymorphismus (SNP) wurden ausgewertet. Über Kaplan-Meier-Kurven und Log-Rank-Tests wurde der Zeitraum bis zur Lockerung ausgewertet, der Einfluss von Alter, Geschlecht und BMI wurde durch Cox-Regressionsmodelle analysiert, sowie die Hazard Ratios (HR) für die verschiedenen Patientengruppen berechnet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bei den Patienten mit aseptischer Lockerung entsprach die Genotypenverteilung innerhalb des BCL2-938C>A-SNP dem Hardy-Weinberg-Gleichgewicht (CC:58; CA:118; AA:58), während die Erstimplantierten eine abweichende Verteilung zeigten (CC:42; CA:108; AA:81). Die mittlere Standzeit der Prothese bis zur aseptischen Lockerung betrug für CC-Genotypträger 156 und für Heterozygote 150 Monate, für Patienten mit dem AA-Genotyp dagegen nur 117 Monate; die Kaplan-Meier-Kurven zeigten somit einen signifikanten Zusammenhang zwischen Genotypenverteilung und Prothesen-Standzeit (p=0,005). Besonders deutlich ist diese Korrelation bei über 60-Jährigen (p=0,001), bei weiblichen Patientinnen (p=0,034) ausgeprägter als im männlichen Geschlecht (p=0,058).

Erstmals konnte ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem untersuchten BCL2-SNP und der Endoprothesen-Standzeit festgestellt werden. Träger des BCL2-938C>A-Genotyps AA zeigten ein um 50% höheres Risiko für eine aseptische Hüftprothesenlockerung, die Lebensdauer ihrer Prothese ist im Mittel um 40 Monate kürzer.