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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014)

28.10. - 31.10.2014, Berlin

Schädel-Hirn-Traumata des geriatrischen Patienten. Erhöhtes Risiko einer intrakraniellen Blutung durch Antikoagulation?

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Michael Zinke - Robert-Bosch-Krankenhaus, Stuttgart, Germany
  • Thomas Ertmer - Robert-Bosch-Krankenhaus, Stuttgart, Germany
  • Bernd Kinner - Robert-Bosch-Krankenhaus, Stuttgart, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI28-745

doi: 10.3205/14dkou164, urn:nbn:de:0183-14dkou1645

Veröffentlicht: 13. Oktober 2014

© 2014 Zinke et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Schädel-Hirn-Traumata gelten in Deutschland mit einer Inzidenz von 200-400 pro 100.000 Einwohner als häufiges unfallchirurgisches Krankheitsbild. Personen über 75 Jahre bilden hierbei das Hauptpatientenkollektiv. Dabei entsteht die Verletzung meist durch ein Niedrigenergietrauma. Zudem zeichnet sich diese Patientengruppe durch die Einnahme von Antikoagulantien und Thrombozytenaggregationshemmern aufgrund kardiovaskulärer Begleiterkrankungen aus. Ziel dieser Studie war es zu untersuchen ob ein geriatrisches Patientenkollektiv (Patienten > 65 Jahre) mit stattgehabtem Schädel-Hirn-Trauma bei gleichzeitiger Einnahme von Antikoagulantien oder Thrombozytenaggregationshemmern verglichen mit Patienten ohne Einnahme dieser Medikation vermehrt intrakranielle Blutungen aufweisen.

Methodik: Retrospektiv wurden alle Krankenunterlagen von Patienten ausgewertet, die mit der Diagnose eines SHT in unserer Notfallambulanz im Zeitraum eines Kalenderjahres (01.01.2012 bis 31.12.2012) vorstellig wurden. Die Entscheidung ob ein Patient einer cCT-Untersuchung zugeführt wird, wurde in unserem Haus gemäß der Canadian CT Head Rule getroffen. Anhand der Krankenunterlagen wurden ausgewertet: Anamnese/Traumaursache, Einnahme von Antikoagulanzien/Thrombozytenaggregationshemmer, Patientenalter und Geschlecht.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt wurden bei einem jährlichen Patientenaufkommen im Jahr 2012 von 29055 Patienten in unserer interdisziplinären Notfallambulanz 564 cCTs aufgrund eines SHTs durchgeführt. Hiervon 454 cCTs bei Patienten über 65 Jahren (80,5 %), wobei in 95,6 % der Fälle ein Niedrigenergietrauma zugrunde lag (z.B. Sturz aus stehender Position). 140 (30,8 %) Patienten waren männlich und 314 (69,2 %) Patienten weiblich. Innerhalb dieses Kollektivs nahmen 307 Patienten entweder Thrombozytenaggregationshemmer oder Antikoagulanzien (n ASS = 224, n Marcumar = 66, n NMH =4, n Heparin = 5, n Clopidogrel = 8), sowie 18 Patienten eine Kombinationsmedikation ein. Die verbleibenden 129 Patienten nahmen keine blutgerinnungshemmenden Medikamente ein. Insgesamt kam es zu 14 Ereignissen von intrakraniellen Blutungen, wobei in 10 Fällen eine Medikation mit Antikoagulanzien/Thrombozytenaggregationshemmern erfolgte (n Marcumar = 2, n ASS = 2, n Clopidogrel = 1 , n ASS/Clopidogrel-Kombination = 1). Die restlichen 4 Patienten nahmen keine blutgerinnungshemmenden Medikamente ein. 12 der insgesamt 14 Blutungen waren Folgen von Niedrigenergietraumata. Bei den beiden verbleibenden Traumata lagen Treppenstürze zugrunde (1 Patient unter Marcumarmedikation und ein Patient ohne die Einnahme eines blutgerinnungshemmenden Medikamentes).

Das relative Risiko einer intrakranielle Blutung unter Einnahme blutgerinnungshemmender Medikamente im Vergleich zu Patienten ohne deren Einnahme beträgt demnach 0,99. Somit ist für dieses Patientenkollektiv nicht von einem erhöhten Risiko einer intrakraniellen Blutung auszugehen. Ist ein regelhaftes Durchführen von cCTs nach Niedrigenergie-SHTs bei Patienten unter Antikoagulation sinnvoll?