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Gerinnungsstörungen beim polytraumatisierten Kind – eine Analyse der löslichen Gerinnungsfaktoren
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Veröffentlicht: | 13. Oktober 2014 |
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Fragestellung: Massiver Blutverlust ist einer der wesentlichen Gründe für die beobachtete Letalität nach schwerer Mehrfachverletzung. Unkontrollierte Blutungen beruhen hierbei häufig auf einer unbeherrschten Gerinnungsstörung, deren Korrektur daher hohe Priorität besitzt. Die Wahl des hierfür am besten geeigneten Gerinnungsprodukts aus der Vielzahl der mittlerweile zur Verfügung stehenden Präparate (u.a. FFPs, Prothrombinkonzentrat, Einzelfaktorkonzentrate) ist jedoch im Allgemeinen und insbesondere bei kindlichen Patienten schwierig. Ziel dieser Studie war daher eine Analyse der Gerinnungsstörung beim Kind auf Ebene der einzelnen Gerinnungsfaktoren als Basis für eine zielgerichtete Therapie.
Methodik: Wir untersuchten Blutproben von 15 polytraumatisierten Patienten <18 Jahren (10 ± 5 Jahre), welche primär vom Unfallort in unseren Schockraum eingeliefert wurden. Aus den Proben wurden die Aktivität bzw. Serumspiegel sämtlicher löslicher Gerinnungsfaktoren bestimmt. Als Vergleichskollektiv dienten 10 gesunde Probanden. Mittels IBM SPSS Statistics Version 21 erfolgte die Berechnung des Mann-Whitney-U-Tests. Das statistische Signifikanzniveau wurde für p<0,05 (2-seitig) angenommen.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Der mittlere ISS im Patientenkollektiv betrug 15 ± 11 Punkte. Mit Ausnahme von Faktor VIII zeigte sich ein Abfall der Aktivität bzw. der Serumspiegel aller untersuchten Gerinnungsfaktoren. Statistisch signifikant war dies für die Faktoren Fibrinogen (207 vs 289 mg/dl), II (82 vs. 128%), V (79 vs. 117%), VII (85 vs. 125%), IX (86 vs. 103%), X (82 vs. 120%) und XIII (81 vs. 101%). Die Aktivität von Faktor VIII war dagegen mit 210 vs. 112% deutlich und ebenfalls signifikant erhöht. Bei den globalen Gerinnungstests zeigte sich der Quick-Wert mit 78 vs. 104% ebenfalls signifikant erniedrigt, wohingegen die PTT keinen relevanten Unterschied zeigte. Als Zeichen des stattgehabten Blutverlusts zeigte sich ein signifikanter Abfall des mittleren Hämoglobin-Werts von 14,7 auf 11,9 g/dl.
Die Ergebnisse dieser Studie zeigen einen breiten Abfall der löslichen Gerinnungsfaktoren nach kindlichem Polytrauma. Dies deckt sich mit Untersuchungen beim Erwachsenen, so dass hier sowohl pathophysiologisch als auch in den therapeutischen Überlegungen ähnliche Prinzipien vermutet werden dürfen. Insgesamt sprechen die Befunde tendenziell eher für den Einsatz von breit wirkenden Gerinnungsprodukten (z.B. FFPs), da die beobachteten Veränderungen keine Dominanz eines einzelnen oder weniger Faktoren zeigten. Der ebenfalls bereits aus Untersuchungen bei Erwachsenen bekannte Anstieg von Faktor VIII ist dagegen in Ursache und physiologischer Bedeutung noch unklar. Pathophysiologisch lässt sich hier neben einer Akut-Phase-Reaktion auch die Freisetzung am geschädigten Endothel vermuten. Die therapeutischen Implikationen bedürfen letztlich der weitergehenden Überprüfung in kontrollierten Studien.