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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014)

28.10. - 31.10.2014, Berlin

Rückenmarksläsionen: Inzidenz, Prognose und Outcome – Eine Analyse des TraumaRegisters® der DGU

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Stefan Huber-Wagner - Klinikum rechts der Isar - Technische Universität München, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, München, Germany
  • Stephan Huber - Klinikum rechts der Isar - Technische Universität München, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, München, Germany
  • Sandra Häberle - Klinikum rechts der Isar - Technische Universität München, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, München, Germany
  • Karl-Georg Kanz - Klinikum rechts der Isar - Technische Universität München, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, München, Germany
  • Peter Biberthaler - Klinikum rechts der Isar - Technische Universität München, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, München, Germany
  • Volker Bühren - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau, Chirurgie, Unfallchirurgie und Orthopädie, Murnau, Germany
  • Martijn van Griensven - Klinikum rechts der Isar - Technische Universität München, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, München, Germany
  • Rolf Lefering - Private Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der operativen Medizin - IFOM, Köln, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI27-1245

doi: 10.3205/14dkou153, urn:nbn:de:0183-14dkou1532

Veröffentlicht: 13. Oktober 2014

© 2014 Huber-Wagner et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die Inzidenz von Wirbelsäulenverletzungen mit neurolog. Defizit wird in den USA mit bis zu 720/1.000.000 angegeben. Ziel: Stellenwert dieser Verletzungen im TR-DGU?

Methodik: Retrosp. Auswertung TR-DGU (2002-12). Einschlusskriterien: Primärversorgung und ISS ≥16. Die Rückenmarks-(RM)-läsionen wurden mittels AIS-Codes identifiziert. Es wurden deskriptive, Prognose- und Outcomeanalysen durchgeführt (EBM-Level II).

Ergebnisse: Insgesamt erfüllten 57.310 Pat. die Einschlusskrit. Davon wurde bei n=4.285 Pat. (7,5%) eine RML diagnostiziert. Mittl. Alter 48,9J±21,7, männlich 72,7%. Mittl. ISS 28,0±12,0.

Bei 2.222 Pat. (3,9%) lag eine Verletzung im Bereich der HWS vor, bei 1.388 (2,4%) im Bereich der BWS und bei 791 (1,4%) im Bereich der LWS vor.

Im Bereich der HWS lag in 7,2% eine Kontusion mit transienter Neurologie (tN) vor (AIS3), in 27,5% eine inkomplette (AIS4), in 49,6% ein komplette Querschnittsläsion(QL)(AIS5) und in 15,8% eine komplette Läsion oberhalb C3 (AIS6) vor.

Im Bereich der BWS lag in 6,7% eine Kontusion mit tN vor (AIS3), in 23,9% eine inkomplette (AIS4) und in 69,4% ein komplette QL (AIS5) vor.

Im Bereich der LWS lag in 18,3% eine Kontusion mit tN vor (AIS3), in 38,6% eine inkomplette (AIS4) und in 43,1% ein komplette QL (AIS5) vor.

Sepsis und Multiorganversagen waren bei AIS5 und 6 Läsionen signifikant häufiger im Vergleich zu den Nicht-RM-Verletzten (p<0,001).

Die Krankenhausliegezeit war bei den AIS3-5 Verletzten (27,7d; 37,0d; 42,7d) ebenfalls signifikant erhöht verglichen mit den Nicht-RM-Verletzten (22,8d)(p<0,001). RM-Verletzte werden überwiegend primär in Level-I Kliniken versorgt (85,6%).

Die Mortalitätsrate von AIS3 Verletzten war 6,2%, die von AIS4 Verletzten war 8,1%, die von AIS5 Verletzten war 12,8% und somit signifikant niedriger als die der Nicht-RM-Verletzten (19,4%)(p<0,001). Lediglich die Mortalität von AIS6 Verletzten war mit 63,1% signifikant höher.

Bei einer log. Regressionsanalyse mit der Zielvariablen GOS4 oder 5, also gutem outcome, zeigten sich folgende Parameter als signifikant prädiktiv für ein ungünstiges outcome: AIS6 (OR=oddsratio=0,05), AIS5 (OR 0,87), Alter ≥ 80 (OR 0,28), Reanimation (OR 0,33), AIS4 (OR 0,38), Transfusionsbedarf (OR 0,54), Vorliegen eines schweren SHT (OR 0,59), Alter 60-79 (OR 0,68), Schock am Unfallort (OR 0,71) und die Gesamtverletzungsschwere (ISS/Punkt)(OR 0,98);(p ≤ 0,02,n=2.621).

Schlussfolgerung: Wirbelsäulenverletzungen mit neurolog. Defizit finden sich bei etwa jedem 13. Schwerverletzten und stellen somit ein relevantes med.und sozio-ökonomisches Problem dar. RM-Läsionen haben mit Ausnahme der AIS6-Läsionen auf die Mortalität meist nur einen limitierten Einfluss. Liegezeit und Komplikationen wie MOV und Sepsis sind jedoch häufiger. Die Prognose ist neben anderen Cofaktoren im wesentlichen über die anatomische Wirbelsäulenverletzung per se determiniert. Die Kenntnis der Inzidenz sowie des Risikoprofils kann dazu beitragen, dass das behandelnde Team derartige Verletzungen besser einzuschätzen vermag.