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Das Polytrauma mit Abdominalverletzung. Welche bauchchirurgische Notfallkompetenz benötigt der Unfallchirurg?
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Veröffentlicht: | 13. Oktober 2014 |
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Fragestellung: Die Neue Weiterbildungsordnung und der gemeinsame Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie bringen zahlreiche Veränderungen für den Weiterzubildenden und den Weiterbildner mit sich. Trotz aller Flexibilität ist sie für den Unfallchirurgen nicht selten mit einer Reduktion von viszeralchirurgischen Ausbildungsinhalten vergesellschaftet. Diesbezüglich wünschten sich in einer aktuellen Umfrage des Jungen Forums der DGOU 52,9% der Befragten vermehrt viszeralchirurgische Weiterbildungsinhalte. Die nachfolgende retrospektive Datenanalyse widmet sich diesbezüglich der Fragestellung, welche abdominelle Notfallkompetenz der Unfallchirurg vorhalten muss, um eine adäquate Polytraumaversorgung zu gewährleisten.
Methodik: In dieser retrospektiven Studie wurden die Daten der von Januar 2009 bis Oktober 2013 im Schockraum der Klinik XXX versorgten Polytraumapatienten (n=2009) zu Grunde gelegt. 9,4% (n=188) der Patienten wiesen eine Verletzung des Abdomens bei gleichzeitig vorliegendem ISS>16 auf. Es wurden die Diagnosen des Abdomens, die Begleitverletzungen, die Behandlung (operativ vs. konservativ) sowie die durchgeführten Prozeduren erfasst. Ebenso wurde erhoben zu welcher Uhrzeit (Kernarbeitszeit vs. Dienst) und wie häufig einzelne Eingriffe durchgeführt wurden.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Von den 188 Unfallverletzten (UV) mit abdominellen Verletzungen erhielten 107 eine konservative Behandlung, bei 81 wurde ein operativer Eingriff am Abdomen durchgeführt. 20% der UV erhielten ein Poly-CT innerhalb der ersten 10 Minuten, 64% innerhalb der ersten 20 Min und 88% innerhalb der ersten 30 Min. Als häufigste Begleitverletzungen waren mit je 30% Verletzungen des Thorax bzw. der Extremitäten zu verzeichnen. 37% der am Abdomen operierten UV wurden innerhalb der ersten Stunde nach Aufnahme, 70% innerhalb der ersten zwei Stunden und 14% verzögert (>5h) versorgt. 58% (n=47) dieser Patienten wurden außerhalb der Kernarbeitszeit (08:00 bis 16:00 Uhr) operiert. An Diagnosen waren mit 23% (n=42) die Milzruptur, mit 16% Darmrupturen (n=28), mit 14% (n=25) retroperitoneale Einblutungen und mit 11% (n=20) Bauchdeckenzereissungen führend. Leberrupturen traten in 9% (n=16) der Fälle auf. An durchgeführten Prozeduren waren die primäre Laparatomie (32%), die Milzextirpation (12%), die Darmresektion (11%), die Blutstillung mittels Packing (10%), die Versiegelung des offenen Abdomens (9%) und die Naht des Mesenteriums (9%) vorherrschend. Das operativ zu versorgende Bauchtrauma ist mit insgesamt 4% keine Seltenheit. Überwiegend findet die Notfallversorgung am Abdomen außerhalb der Kernarbeitszeiten statt. Die erforderliche bauchchirurgische Notfallkompetenz beschränkt sich auf eine übersichtliche Anzahl von Diagnosen und Prozeduren. Eingriffe die beherrscht werden müssen, sind Laparotomie, Milzextirpation, Darmresektion, Blutstillung und die Versorgung mesenterialer Einrisse. Als Mindestanforderung sollten diese Prozeduren in der Weiterbildung mitabgebildet und entsprechend erlernt werden.