gms | German Medical Science

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014)

28.10. - 31.10.2014, Berlin

Hat der Transport eines Schwerverletzten mit oder ohne Notarztbegleitung Einfluss auf die präklinische Rettungszeit und das Outcome? – Eine Matched-Pair-Analyse aus dem TraumaRegister der DGU

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Dan Bieler - Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Wiederherstellungs-, Handchirurgie, Verbrennungsmedizin, Koblenz, Germany
  • Axel Franke - Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Wiederherstellungs-, Handchirurgie, Verbrennungsmedizin, Koblenz, Germany
  • Sebastian Hentsch - Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Wiederherstellungs-, Handchirurgie, Verbrennungsmedizin, Koblenz, Germany
  • Arnulf Willms - Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und, Thoraxchirurgie, Koblenz, Germany
  • Rolf Lefering - Private Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der operativen Medizin (IFOM), Köln, Germany
  • Erwin Kollig - Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Wiederherstellungs-, Handchirurgie, Verbrennungsmedizin, Koblenz, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI25-1036

doi: 10.3205/14dkou138, urn:nbn:de:0183-14dkou1382

Veröffentlicht: 13. Oktober 2014

© 2014 Bieler et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Fragestellung: Trotz der Implementierung einheitlicher Ausbildungskonzepte zur Verbesserung der Schwerstverletztenversorgung präklinisch wie auch klinisch gibt es nach wie vor unterschiedliche Philosophien hinsichtlich der präklinischen Rettungskette. Welches das optimale System ist, ob mit oder ohne Notarzt, wird nach wie vor kontrovers diskutiert.

Methodik: Es erfolgte die retrospektive Auswertung der präklinischen Schwerstverletztenversorgung ohne Notarzt vs. mit Notarzt anhand einer Matched-pair-Analyse aus dem TraumaRegister® der DGU. Eingeschlossen wurden Patienten mit einem „Injury Severity Score“ (ISS) ≥16 zwischen 2002 und 2011. Das Matching erfolgte hinsichtlich Alter, Gesamtverletzungsschwere anhand des ISS und Einzelverletzungsschwere anhand der „Abbreviated Injury Scale“ (AIS). So wurde jeder Kopfverletzung AIS ≥ 3 ein Pendant zugeordnet. Analog erfolgte das Vorgehen bei thorakalen und abdominellen wie auch Extremitätenverletzungen. Weiterhin erfolgte das Matching zur Traumaursache und „Glasgow Coma Scale“ (GCS) ≤8 und zum systolischen Blutdruck ≤90mmHg am Unfallort.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Matched-pair-Analyse ergab zwei nahezu identische Gruppen mit je 1235 Patienten (mit Notarzt (mNA): Alter 51,2 ± 22,3; ISS 24,8 ± 9,4; GCS 12,49 ± 3,52; RRsys 128,3 ± 33,3 bzw. ohne Notarzt (oNA): Alter 52,9 ± 22,5; ISS 24,75 ± 9,5; GCS 12,85 ± 3,47; RRsys 130,9 ± 31,1). Hinsichtlich des Verletzungsmusters AIS>3 zeigte sich folgende Verteilung - Kopf: n=661, Thorax: n=588, Abdomen: n=227, Extremitäten: n=365. 120 Patienten zeigten sich am Unfallort mit einem systolischen Blutdruck ≤90mmHg und 158 mit einem GCS≤8.

Die präklinische Rettungszeit in beiden Gruppen variierte nur diskret und nicht signifikant (61,1 Minuten ± 28,9 mNA vs. 61,9 Minuten ± 30,9 oNA). Signifikante Unterschiede zeigten sich jedoch bei der Anzahl der präklinisch durchgeführten Maßnahmen (mNA 1,81 vs. oNA 1,36, p<0,001), wie Volumengabe (mNA 95,1% vs. oNA 70,1%, p<0,001), Intubation (mNA 30,9% vs. oNA 22,1%, p<0,001), Analgosedierung (mNA 69,2% vs. oNA 53,3%, p<0,001), Reanimation (mNA 1,1% vs. oNA 0,3%, p=0,03) bzw. Katecholamingabe (mNA 4,4% vs. oNA 0%, p<0,001). Hochsignifikant (p<0,001) zeigte sich auch, dass bei 348 (28,2%) in der Gruppe ohne Notarzt gar keine Maßnahme durchgeführt wurde. Dies ist nur bei 2,5% (n=31) in der Notarztgruppe der Fall.

Nicht signifikant zeigte sich der Vergleich der Mortalität innerhalb der ersten 24 Stunden (mNA 6,1% vs. oNA 4,7%, p=0,154) wie auch generell während des Krankenhausaufenthaltes (mNA 15% vs. oNA 12,3%, p=0,061).

Eine sichere Aussage in Bezug auf das optimale präklinische Konzept lassen sich auch mit dieser retrospektiven Auswertung nicht treffen. Festzuhalten bleibt jedoch, dass sich kein signifikanter Unterschied in Mortalität in den ersten 24 Stunden wie auch bis zur Entlassung aus dem Akutkrankenhaus, zeigte, obwohl hochsignifikant weniger präklinische Interventionen in der Gruppe ohne Notarzt bei nahezu gleicher Rettungszeit vorgenommen wurden.