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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014)

28.10. - 31.10.2014, Berlin

Ist die Rate sekundärer Dislokationen und Kopfnekrosen nach winkelstabiler Plattenosteosynthese dislozierter proximaler Humerusfrakturen niedriger, wenn die Versorgung innerhalb der ersten 48 h nach dem Unfall durchgeführt wurde?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Georg Siebenbürger - Klinik für Allgem.-, Unfall-, Hand- und plastische Chir., Klinikum der Universität München, Campus Innenstadt, München, Germany
  • Florian Haasters - Klinik für Allgem.-, Unfall-, Hand- und plastische Chir., Klinikum der Universität München, Campus Innenstadt, München, Germany
  • Wolf Mutschler - Klinik für Allgem.-, Unfall-, Hand- und plastische Chir., Klinikum der Universität München, Campus Innenstadt, München, Germany
  • Ben Ockert - Klinik für Allgem.-, Unfall-, Hand- und plastische Chir., Klinikum der Universität München, Campus Innenstadt, München, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI17-1114

doi: 10.3205/14dkou065, urn:nbn:de:0183-14dkou0651

Veröffentlicht: 13. Oktober 2014

© 2014 Siebenbürger et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die beobachtete Häufigkeit sekundärer Dislokationen und Humeruskopfnekrosen nach winkelstabiler Plattenosteosynthese beträgt je nach Patientenalter und Frakturtyp bis zu 25%. Unklar ist, ob die Rate dieser Komplikationen geringer ist, wenn eine Versorgung frühzeitig (<48h) durchgeführt wird.

Methodik: Zwischen 02/2002 und 11/2010 wurden 497 Patienten mit dislozierter proximaler Humerusfraktur (Neer-Kriterien) mittels winkelstabiler Plattenosteosynthese versorgt. Die standardisierte Nachuntersuchung umfasste Röntgenaufnahmen (3, 6 und 12 Monate) sowie eine klinische Untersuchung der Schulter nach 3, 6, 12 Monaten und 4–5 Jahren. Von n=329 Patienten (225 Frauen, 68,4%, 104 Männer, 31,6%; Mittleres Alter: 64,9±14,5 Jahre) konnten bis 11/2013 Nachuntersuchungen (mittlerer Nachuntersuchungszeitraum 4,5±1,8 Jahre, Follow-up: 66,2%, min. Follow-up: 6 Monate) ausgewertet werden.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Das mittlere Zeitintervall Δ Trauma – Operation (winkelstabile Plattenosteosynthese) betrug 3,2 Tage (95% CI: 2,7–3,6). Im Durchschnitt erfolgte die operative Versorgung einer 2-Fragment Fraktur nach 3,3 Tagen, einer 3-Fragment Fraktur nach 3,3 Tagen, einer 4-Fragment Fraktur nach 2,9 Tagen und einer Headsplit-Fraktur nach 2,2 Tagen (p=0,406, Kruskal-Wallis-Test). Eine sekundäre Dislokation wurde in 12,8% (n=42) und eine Humeruskopfnekrose in 6,1% (n=20) beobachtet. Das mittlere Zeitintervall Δ Trauma – Operation betrug bei Fällen mit postoperativer Komplikation 2,5 Tage (95% CI: 1,8-3,2) versus ohne Komplikation 3,2 Tage (95% CI: 2,8–3,8, p=0,27, Mann-Whitney-Test) (Abbildung 1 [Abb. 1]). Das Risikoverhältnis OR (Odds Ratio) für das Auftreten einer sekundären Dislokation betrug für Δ Trauma – Operation <48h OR=1,08 vom 3.–5. Tag OR=0,95 und nach dem 5. Tag OR=4,01 (Tabelle 1 [Tab. 1]).

Die beobachtete Rate sekundärer Dislokationen und Kopfnekrosen nach winkelstabiler Plattenosteosynthese dislozierter proximaler Humerusfrakturen ist nicht geringer, wenn die Versorgung innerhalb der ersten 48h durchgeführt wurde. Eine Versorgung im Zeitintervall 3.–5. Tag hat das niedrigste Risikoverhältnis, dagegen ist das Risiko nach dem 5. Tag um das 4-fache erhöht. Die Gründe für eine verzögerte Versorgung sind multifaktoriell, die Komplexität der Fraktur ist unseren Ergebnissen zufolge nicht ursächlich. Demnach sollte eine winkelstabile Plattenosteosynthese bei dislozierter proximaler Humerusfraktur innerhalb der ersten 5 Tage nach dem Unfallereignis durchgeführt werden, bzw. bei einer Verzögerung Therapiealternativen (z.B. Frakturprothese) in Erwägung gezogen werden.