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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014)

28.10. - 31.10.2014, Berlin

Wiedereingliederung in das Erwerbsleben nach Becken- und Acetabulumfrakturen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Gert Krischak - Institut f. Rehabilitationsmed. Forschung an der Univ. Ulm, Bad Buchau, Germany
  • Jakob Holstiege - Institut f. Rehabilitationsmed. Forschung an der Univ. Ulm, Bad Buchau, Germany
  • Rainer Kaluscha - Institut f. Rehabilitationsmed. Forschung an der Univ. Ulm, Bad Buchau, Germany
  • Marina Nusser - Institut f. Rehabilitationsmed. Forschung an der Univ. Ulm, Bad Buchau, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI12-134

doi: 10.3205/14dkou024, urn:nbn:de:0183-14dkou0246

Veröffentlicht: 13. Oktober 2014

© 2014 Krischak et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Frakturen nach Becken-/Acetabulumfrakturen sind Verletzungen mit erheblichen Auswirkungen auf die funktionelle Leistungsfähigkeit. Während das klinische Ergebnis gut erforscht ist, ist unklar, wie sich die Erwerbsfähigkeit langfristig nach Abschluss der Akutbehandlung entwickelt und welche Faktoren begünstigend oder negativ auf die Prognose auswirken. Anhand von Routinedatenanalysen der Gesetzlichen Rentenversicherung wurden diese erstmals untersucht und zugleich Prädiktoren für die Heilungsverläufe nach Becken-/Acetabulumfrakturen identifiziert.

Methodik: Auf Grundlage der Reha-Statistik-Datenbasis (RSD) Baden-Württemberg für das Berichtsjahr 2011 wurde eine retrospektive Kohortenstudie durchgeführt. Eingeschlossen wurden alle in den Jahren 2004-2009 abgeschlossenen medizinischen Erstrehabilitationen (Alter <64 Jahre), die eine als Becken- oder Acetabulumfraktur kodierte Hauptentlassungsdiagnose aufwiesen. Mittels binärer logistischer Regression wurde der Wiedereintritt in das Erwerbsleben modelliert. Rehabilitanden galten als wieder erwerbstätig, wenn sie mind. einen monatlichen Beitrag aufgrund versicherungspflichtiger Beschäftigung im Zeitfenster 13-24 Monate nach Maßnahmenende aufwiesen. Dabei fanden die Merkmale Alter, Geschlecht, Diagnosegruppe, die Art der Rehabilitationsmaßnahme sowie die Anzahl der Beschäftigungsmonate 24-13 Monate vor Maßnahmenbeginn (PRE-Intervall) als erklärende Variablen Berücksichtigung.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt konnten 249 Rehabilitanden (Ø-Alter: 43,5±6,4 Jahre; 78% männlich) in die Analyse eingeschlossen werden (Acetabulum=92, Becken=157). Lediglich 63% waren 13-24 Monate nach Rehabilitation wieder erwerbstätig. Bei näherer Untersuchung waren insgesamt 47,0% für 12 Monate erbstätig, dagegen 8,8% zwischen 6 und 11 Monaten bzw. 7,6% zwischen 1 und 5 Monaten. In der adjustierten Analyse konnten die Beschäftigungsmonate im PRE-Intervall und das Alter als statistisch signifikante Prädiktoren für die Aufnahme der Erwerbstätigkeit identifiziert werden. Im Vergleich zu Personen der Altersgruppe 51-63 Jahren (Referenzkategorie) wiesen 18-30-Jährige eine etwa 3fach erhöhte Wahrscheinlichkeit (OR=3,1; 95%-KI=1,2-7,9) für einen Wiedereintritt in die Erwerbsfähigkeit auf (31-40 Jahre OR=1,1; 95%-KI=0,5-2,5/ 41-50 Jahre OR=2,2; 95%-KI=0,9-4,9). Das OR für Becken- gegenüber Acetabulumfrakturen betrug 1,1 (95%-KI=0,6-2,0).

Die Becken-/Acetabulumverletzung hat deutliche Effekte auf die Rückkehr in das Erwerbsleben. Etwas mehr als ein Drittel der Patienten ist bis 2 Jahre nach Verletzung noch vollständig aus dem Erwerbsleben ausgegliedert, bei ca. einem Sechstel wird das ursprüngliche sozialversicherungspflichtige Entgelt (durch Teilerwerb oder Berufswechsel) nicht erreicht. Da das Risiko der >50-Jährigen deutlich erhöht ist, scheint hier als Konsequenz für diese eine frühzeitige Hinzuziehung eines Reha-Fall-Management/Case-Managements erforderlich, um den Prozess der beruflichen Wiedereingliederung möglichst günstig zu beeinflussen.