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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014)

28.10. - 31.10.2014, Berlin

Aktueller Stand der Behandlung offener Frakturen der unteren Extremität in Deutschland – Ergebnisse einer Online-Umfrage

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Denis Gümbel - Universitätsmedizin Greifswald, Abteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Greifswald, Germany
  • Matthias Napp - Universitätsmedizin Greifswald, Abteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Greifswald, Germany
  • Jörn Lange - Universitätsmedizin Greifswald, Abteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Greifswald, Germany
  • Peter Hinz - Universitätsmedizin Greifswald, Abteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Greifswald, Germany
  • Axel Ekkernkamp - Universitätsmedizin Greifswald, Abteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Greifswald, Germany
  • Gerrit Matthes - Unfallkrankenhaus Berlin, Verein für Berufsgenossenschaftl. Heilbehandlung Berlin e.V., Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocTI14-1294

doi: 10.3205/14dkou005, urn:nbn:de:0183-14dkou0051

Veröffentlicht: 13. Oktober 2014

© 2014 Gümbel et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die Behandlung offener Frakturen der unteren Extremität ist oft schwierig und wird seit Jahren kontrovers diskutiert. Gerade im Hinblick auf eine hohe Infektionsrate sowie der oft prekären Weichteilsituation stellen diese Verletzungen hohe Ansprüche an ein strukturiertes Behandlungskonzept. Dennoch existieren bisher nur unzureichend Studien, die ein evidenzbasiertes Management vorgeben. Dies schlägt sich auch in den Leitlinien nieder.

Ziel unserer Studie war es daher zu erfassen, wie die derzeitige Behandlung offener Frakturen in Deutschland erfolgt.

Methodik: Im Rahmen einer anonymen Online-Befragung (47 Fragen) an deutschen Klinika für O&U wurden Ärzte bezüglich ihres diagnostischen und therapeutischen Vorgehens bei der Behandlung offener Frakturen befragt. Die Fragen waren innerhalb eines Experten-Konsensus formuliert worden. Nach einem allgemeinen Teil wurden einzelne diagnostische und therapeutische Schritte in der Behandlung I°, II° und III° offener Frakturen jeweils separat abgefragt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Im Befragungszeitraum Juli bis Dezember 2013 wurden insgesamt 653 Aufrufe des Online-Fragebogens registriert. Entsprechend einer Quote von 48% konnten 314 vollständig bearbeitete Umfragebögen in die Bewertung eingehen.

Etwa 55% (n=170) der Befragten gaben an, dass an ihrer Klinik ein Standardprotokoll (SOP) für die Diagnostik und Therapie von Patienten mit offenen Frakturen existiert. In den meisten Fällen (66%) wird die Behandlung durch einen Oberarzt festgelegt. Die Klassifikation nach Gustilo et al. wird von 52,6% angewandt (Klassifikation nach Tscherne und Oestern 46,2%). 24,5% (n=76) der Kollegen belassen den präklinisch angelegten Verband bis zur operativen Versorgung, von 35,5% (n=110) wird er in der Notaufnahme entfernt (40% (n=124) Abnahme in Abhängigkeit der Vorinformationen). Der Einsatz antibiotikabeschichteter Implantate in der Behandlung offener Frakturen der unteren Extremität wird von 84,6% (n=264) der Teilnehmer ausgeschlossen.

Primäres Verfahren bei I° offenen Frakturen ist für 60,8% der Befragten die Wundversorgung und definitive interne Osteosynthese (Wundversorgung und Fixateur externe 29,3%). Bei II° offenen Frakturen ist für 73,6%, bei III° offenen Frakturen für 93,9% die Anlage eines Fixateur externe indiziert (II°: definitive interne Osteosynthese 20,7%, III°: definitive interne Osteosynthese 4,5%). Die Jet-Lavage wird von 22,2% der Kollegen bei I° offenen Frakturen primär eingesetzt (bei II° 53,7%, bei III° 68,3%).

Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass die Behandlung offener Frakturen in Deutschland weiterhin uneinheitlich ist. Obwohl Standardprotokolle für die Behandlung offener Frakturen in einzelnen Kliniken existieren, bestehen weiterhin große Unterschiede bezüglich der angewandten Operationsverfahren, dem Einsatz von Jet-Lavage und Vakuumverbänden sowie lokaler Antibiotikaträger. Erhebliche Unterschiede bestehen auch in der Art des primären Wundverschlusses sowie des Zeitpunktes für eine „second-look“-Operation.