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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013)

22.10. - 25.10.2013, Berlin

Die Supinationsorthese zur konservativen Therapie der radioulnaren Synostose

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker André Sachse - Lehrstuhl für Orthopädie am REK, Kinderorthopädie, Eisenberg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013). Berlin, 22.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocPO24-1184

doi: 10.3205/13dkou791, urn:nbn:de:0183-13dkou7916

Veröffentlicht: 23. Oktober 2013

© 2013 Sachse.
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Gliederung

Text

Fragestellung: In der Kinderorthopädischen Sprechstunde stellen sich gelegentlich Kinder und Jugendliche mit einer angeborenen oder (posttraumatischen) erworbenen radioulnaren Synostose vor. In Abhängigkeit des Ausmaßes des Befundes, insbesondere des Supinationsdefizites, des Alters des Kindes und einer möglicherweise geplanten Operation steht die Frage nach einer konservativen Behandlungsmöglichkeit zur Verminderung der Progredienz der Pronationsfehlstellung.

Methodik: In der Zeit von 1995 bis 2012 wurden 27 Kinder und Jugendliche mit einer radioulnaren Synostose konservativ präoperativ und/oder postoperativ mit einer Supinationsorthese behandelt. Die radioulnare Synostose war häufig Syndrom assoziiert und es bestand eine familiäre Häufung.

Der durchschnittliche Bewegungsumfang betrug für Pro-/Supination des Unterarmes im proximalen Handgelenk 60-30-0, wobei Pronationswerte bis 120° und Supinationsdefizite bis 60° auftraten. Nahezu die Hälfte der Kinder und Jugendlichen wies einen doppelseitigen Befall auf. Bei der präoperativen Versorgung wurde nicht zwischen der altersabhängigen klassischen Operation mit Trennung der Synostose und Interponat von der Oberniedermayr-Prozedur unterschieden. Die Progredienz der Pronationsfehlstellung des Handgelenkes wird durch die relative Überlänge des Radius gegenüber der Ulna bedingt. Zur Diagnostik ist eine 90-90-Grad-Aufnahme des Unterarmes mit Handgelenk (ap.) und Ellenbogengelenk (seitlich) erforderlich, um überlagerungsfrei Elle und Speiche darzustellen. Die Supinationsorthese besteht aus einem Oberarmteil, welches mit einem zwangsrotierten Glasfaserstab mit einem Unterarm-Handteil gelenkfrei verbunden ist. Über Rotation und Abstand des Glasfaserstabes können Kraft, Drehpunkt, Amplitude und Elastizität eingestellt werden.

Ergebnisse: Unter Anwendung der meist gut tolerierten Orthese konnte die Supinationsfähigkeit um 10-30° über 3-6 Monate verbessert werden. Als Erfolg wurden die Verbesserung der Supination bzw. der Erhalt derselben ohne Verschlechterung bei Körperlängenzunahme und der Erhalt der Bewegungsamplitude gewertet. Die später je nach Wachstum eintretende Verschlechterung konnte in einer besseren Funktionsstellung stabilisiert werden. Unterstützende Physiotherapie mit Anleitung zur Selbstübung einschließlich der Anwendung von Bo-Stab und dynamischem Streching wurde verordnet, wobei deren Wirkung nicht isoliert eingeschätzt werden kann.

Schlussfolgerungen: Da die meisten radioulnaren Synostosen einer klassischen Operation oder einer Oberniedermayr-Prozedur zugeführt werden, ist das Ziel der konservativen Therapie eine zeitliche Überbrückung oder eine postoperative Nachbehandlung zur realisieren.

Neben der Physiotherapie der radioulnaren Synostose ist die Anwendung einer Supinationsorthese als dynamische Lagerungsschiene eine sinnvolle Option, um eine Verbesserung der Beweglichkeit oder zumindest eine Verminderung der Progredienz zu erreichen.