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Implantatversagen nach operativer Stabilisierung von Wirbelfrakturen, Wirbelsäulenmetastasen und akuten Spondylodiszitiden – eine retrospektive Datenauswertung möglicher Ursachen über einen Zeitraum von 7 Jahren
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Veröffentlicht: | 23. Oktober 2013 |
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Fragestellung: Die Zahl der Operationsindikationen in der Behandlung von Pathologien an der Wirbelsäule steigt stetig. Gleichsam geht eine operative Versorgung auch immer mit der Gefahr eine Komplikation einher. Wir haben mögliche Ursachen von Implantatversagen nach operativer Stabilisierung von Frakturen, Wirbelsäulenmetastasen und Spondylodiszitiden in unserer Klinik retrospektiv aufgearbeitet und versucht, die einzelnen Entitäten unabhängig voneinander im Zusammenhang mit bestimmten Rahmenbedingungen darzustellen.
Methodik: Zwischen 1/03-12/09 mussten 70 Patienten (DS 59Jahre[21;92]) mit revisionspflichtigen Komplikationen aufgrund von Implantatversagen,-dislokation, Instabilitäten, Rekyphosierung oder Anschlussfraktur erneut einem operativen Eingriff unterzogen. N=39 Männer (DS 57Jahre[26;79]) und n=31 Frauen (DS 62Jahre[21;92])waren betroffen. Eingeschlossen wurden Patienten mit Wirbelfraktur (n=52/70; 74,3%), Wirbelsäulenmetastasen (n=13/70; 18,6%) und Spondylodiszitis (5/70; 7,1%), wobei alle Abschnitte der Wirbelsäule berücksichtigt wurden. Technik der operativen Revision waren einfache Schrauben-/Fixateurkorrekturen oder Kyphoplastien, minimalinvasive zementaugmentierte dorsale Instrumentierungen oder komplexe dorsoventrale Korrekturoperation. Häufigste Nebendiagnosen waren Adipositas (n=39/70;56%;[BMI 26 und höher]), Osteoporose (n=16/70;23%;[T-Score ges. mind. -2,5] und Diabetes mellitus (n=14/70;20%).
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Betroffen waren die LWS in 57,1%, BWS in 25,7% und HWS in 7,1%. Der zervikothorakale und der thorakolumbale Übergang waren jeweils mit 4,3% involviert, der Sakrumbereich mit 1,4%. Eine operative Revision musste 25x(35,7%) wegen Materialdislokation, 21x(30%) aufgrund einer Schraubenfehllage, 5x(7,2%) wegen Rekyphosierung/Instabilität, 4x(5,8%) aufgrund einer Anschlussfraktur und 3x(4,3%) wegen Implantatbruch erfolgen. Schraubenkorrekturen führten wir 22x(31%) durch, 20x(29%) eine dorsale Korrektur mit Veränderung des Fixatuers bzw. Erweiterung nach kranial/kaudal, 10x(14%) eine einzeitige dorsoventrale Korrektur, 9x(13%) eine ersatzlose Materialentfernung, 4x(6%) eine alleinige Kyphoplastie, 2x(3%) eine minimalinvasive dorsale Verbundinstrumentierung und jeweils einmal (jeweils 1,4%) eine ventrale Reosteosynthese und eine Materialentfernung einer C1/2-Fusion mit anschließender dorsaler C0-3 Stabilisierung.
Unabhängig von den beschriebenen Entitäten kommt es trotz großer Routine immer wieder zu Schraubenfehllagen bei der dorsalen Instrumentierung. Hinsichtlich der Patienten mit Spondylodiszitis in Verbindung mit Adipositas oder Diabetes mellitus, aber auch bei Osteoporose muss ein Zusammenhang bezüglich einer Materialdislokation vermutet werden. Eine multiple Metastasierung birgt immer die Gefahr einer fortschreitenden Osteolyse, die zu einer Anschlussfraktur, aber auch Implantatdislokation führen kann. Wichtige Nebendiagnosen und der Allgemeinzustand des Patienten sollten in die individuelle Operationsplanung einfließen, um ein optimales Outcome zu gewährleisten.