Artikel
Die operative Versorgung der Wirbelsäule bei M. Parkinson und Pisa-Syndrom
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 23. Oktober 2013 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Adulte zentral bedingte Bewegungsstörungen, Fehlhaltungen und Skoliosen können durch verschiedene neurologische Grunderkrankungen wie dem M. Parkinson, Pisa-Syndrom oder der segmentalen Dystonie bedingt sein.
Wichtige klinische Merkmale sind auffallende Fehlhaltungen wie Camptocormia (bent spine) oder Laterocollis.
Die operative Versorgung der Wirbelsäule bei solchen adulten Skoliosen und Fehlhaltungen stellt hohe Ansprüche an den Chirurgen. Beim M. Parkinson beispielsweise ist diese mit erheblichen operationsspezifischen und allgemeinen Komplikationen verbunden.
Das Pisa-Syndrom ist eine Entität, die primär einer medikamentösen Therapie bedarf.
Bisher existieren nur wenige Studien mit niedrigen Fallzahlen, die über Komplikationen bei diesen Erkrankungen berichten und Behandlungsempfehlungen diskutieren.
Methodik: 15 Patienten mit M. Parkinson und Pisa-Syndrom, die operativ an der Wirbelsäule zwischen 2009-2012 in einem Zentrum versorgt wurden, werden analysiert. Daraus leiten sich Behandlungsempfehlungen ab, die mit Angaben aus der Literatur ergänzt wurden. Hierzu wurde eine ausführliche MEDLINE-Recherche durchgeführt.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bei 100 % der Patienten konnte eine Komplikation festgestellt werden. 11 Patienten mussten mehr als einmal operiert werden. Das Spektrum der Komplikationen bestand u.a. aus Blasenentleerungsstörung, protrahierter Mobilisation, Implantatversagen, Collapsing Spine, akinetischer Krise, Wundheilungsstörung und Anschlussinstabilität.
Bereits kleine operative Eingriffe bei Patienten mit Morbus Parkinson können zu Instabilitäten von ganzen Abschnitten oder der gesamten Wirbelsäule führen. Implantatlockerung, Anschlussinstabilität, allgemeine perioperative Komplikationen und progrediente Fehlhaltung durch Krankheitsprogress können zu katastrophalen Behandlungsverläufen führen. Bei Instrumentierungen sollten langstreckigen Verfahren mit ventraler Abstützung der Vorzug gegeben werden. Zementaugmentation sollte in diesem Patientenklientel grosszügig Anwendung finden. Grundsätzlich sollte die Indikation zur tiefen Hirnstimulation präoperativ geprüft werden.
Die Diagnose Pisa-Syndrom sollte zu einer optimierten präoperativen Vorbereitung mit fachneurologischer Unterstützung führen. In vielen Fällen kann eine operative Intervention durch eine medikamentöse Therapie vermieden werden.