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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013)

22.10. - 25.10.2013, Berlin

Paraplegie – Schwerwiegende Komplikation nach minimalinvasiver Aufrichtung osteoporotischer Wirbelkörperfrakturen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Andre Sander - Berufsgenossenschaftliche Universitätsklinik Bergmannsheil, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Bochum, Germany
  • Andrzej Kaminski - Berufsgenossenschaftliche Universitätsklinik Bergmannsheil, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Bochum, Germany
  • Mirko Aach - Berufsgenossenschaftliche Universitätsklinik Bergmannsheil, Abteilung für Rückenmarkverletzte, Bochum, Germany
  • Renate Meindl - Berufsgenossenschaftliche Universitätsklinik Bergmannsheil, Abteilung für Rückenmarkverletzte, Bochum, Germany
  • Thomas A. Schildhauer - Berufsgenossenschaftliche Universitätsklinik Bergmannsheil, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Bochum, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013). Berlin, 22.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocPO21-1473

doi: 10.3205/13dkou739, urn:nbn:de:0183-13dkou7394

Veröffentlicht: 23. Oktober 2013

© 2013 Sander et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Osteoporotische Wirbelkörperfrakturen sind heutzutage immer noch häufig Domäne der minimalinvasiven Chirurgie. Bei der Kyphoplastie und Vertebroplastie handelt es sich um etablierte Verfahren insbesondere zur Aufrichtung osteoporotischer Sinterungsfrakturen. Schwerwiegende Komplikationen werden in der Literatur mit 0,01% bis 0,03% angegeben [Hulme et al, Spine 2006]. Größtes Risiko ist hierbei der spinale Zementaustritt mit der Folge neurologi-scher Defizite oder einer pulmonalarteriellen Embolie. Ziel der vorliegenden Studie ist es mögliche Folgen dieser Komplikation darzustellen.

Methodik: Im Zeitraum von 2005 bis 2011 untersuchten wir sechs paraplegische Patienten nach Kyphoplastie und einen paraplegischen Patienten nach Vertebroplastie im Rahmen einer retrospektiven Studie nach (n=7).

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Das Durchschnittsalter der überwiegend weiblichen Patienten (m:w = 1:6) betrug zum Versorgungszeitpunkt 72 Jahre. Mit Ausnahme eines Patienten der ein Trauma erlitten hatte handelte es sich um osteoporotische Wirbelkörperfrakturen. In 57% der Fälle war es postoperativ zu einem Austritt von Zement in den Spinalkanal gekommen. Bei einem Patienten konnte eine Spondylodiszitis nach Kyphoplastie für die eingetretene Paraplegie verantwortlich gemacht werden. In einem weiteren Fall kam es postoperativ zur Ausbildung eines intraspinalen Hämatoms. Von den 85 % der Patienten die eine inkomplette Paraplegie aufwiesen konnte bei 67 % ein neurologisches Defizit unterhalb von L1 diagnostiziert werden. In einem Fall zeigte sich eine gute Remission. Der Patient war zum Entlassungszeitpunkt an Unterarmgehstützen mobil. In 66 % verblieb jedoch ein zum Aufnahmestatus unveränderter neurologischer Befund. Ein Patient verstarb aufgrund bestehender Komorbiditäten.

Bei der Kyphoplastie und Vertebroplastie handelt es sich um anerkannte Verfahren zur operativen Stabilisierung und Aufrichtung therapierefraktärer Rückenschmerzen bei osteoporotischen Sinterungsfrakturen. Auch wenn schwerwie-gende Komplikationen wie Kompression des Spinalkanals oder Embolien durch Zementaustritt in der Literatur nur mit 0,01 % bis 0,03 % [Hulme et al, Spine 2006] angegeben werden sollte berücksichtigt werden, dass die Eingriffe nicht risikofrei sind. Unter Berücksichtigung der 2009 erschienenen Studien von Buchbinder et al. sowie Kallmes et al. [Buchbinder R, Osborne RH, Kallmes D. Med J Aust. 2009 Nov 2;191(9):476-7.], die keinen positiven Effekt der Vertebroplastie im Vergleich zu einer Placebo-Gruppe zeigen konnten, muß die Indikation für diese minimal-invasiven Eingriffe streng gestellt werden um eine derart schwerwiegende Komplikationen zu verhindern.